26. August, 2025

400 Millionen verkauft, für 30 Millionen zurückgekauft – Ex-FTX-Manager startet neues Abenteuer

Mit Perpetuals.com wagt Patrick Gruhn, einst Europa-Chef von FTX, den Neustart. Nach dem spektakulären Kollaps des einstigen Branchenstars setzt er auf regulierte Kryptoderivate in Europa – und auf das Versprechen, Anleger vor den Risiken grauer Märkte zu bewahren.

400 Millionen verkauft, für 30 Millionen zurückgekauft – Ex-FTX-Manager startet neues Abenteuer
Aus den Trümmern von FTX: Patrick Gruhn verkauft sein Start-up für 400 Mio. Dollar – und kauft es nach der Pleite für nur 30 Mio. zurück.

Ein Start-up zwischen Absturz und Comeback

Patrick Gruhn kennt die Extreme des Kryptogeschäfts: 2021 verkaufte er seine Firma Digital Assets AG für rund 400 Millionen Dollar an FTX – ein Deal, der ihn zum europäischen Gesicht des einstigen Milliardenkonzerns machte.

Doch nur ein Jahr später brach das Imperium von Sam Bankman-Fried in sich zusammen. Gruhn, tief in das Netzwerk eingebunden, nutzte die Insolvenz, um sein altes Start-up für 30 Millionen Dollar zurückzukaufen.

Nun will er beweisen, dass sich aus den Trümmern ein regulierter Neustart bauen lässt.

Perpetuals

Perpetuals als Wette mit Hebel

Mit Perpetuals.com bringt Gruhn nun eine Plattform an den Start, die sich auf Perpetuals spezialisiert – hochriskante Kryptoderivate, bei denen Anleger mit geringem Kapitaleinsatz große Summen bewegen können.

Hebelgeschäfte, die schnelle Gewinne, aber ebenso schnelle Totalverluste ermöglichen. Anders als dubiose Offshore-Börsen soll die neue Plattform unter EU-Recht agieren: Sitz Zypern, MiFID-II-Lizenz und Anpassung an die neue Markets-in-Crypto-Assets-Regulierung (MiCA).

Der Anspruch: Vertrauen zurückgewinnen in einem Markt, der von Pleiten und Skandalen erschüttert ist.

Regulierung statt Graumarkt

Gruhn betont, dass Anleger nicht länger auf „unsichere Übersee-Börsen“ ausweichen müssen. Dass Perpetuals.com die europäische Regulierung erfüllt, ist mehr als ein Marketingversprechen: Im von Skandalen geprägten Kryptosektor ist eine solide Lizenz derzeit das schärfste Schwert im Wettbewerb um Vertrauen.

Kritiker warnen: Regulierung verhindert keinen nächsten Crash – Anleger müssen trotz EU-Rahmenbedingungen mit Totalverlusten rechnen.

Kritiker geben jedoch zu bedenken, dass Regulierung allein kein Garant für Sicherheit ist – die Risiken von Hebelprodukten bleiben, egal wie offiziell der Anbieter ist.

Alte Netzwerke, neue Partner

Finanziert wird das Projekt durch einen nicht genannten Venture-Capital-Investor. Gruhn selbst und sein Mitgründer Robin Matzke, ein Jurist mit Politik-Erfahrung in Berlin, haben zusätzlich 5 Millionen Dollar eigenes Kapital eingebracht.

Mit der Backpack Exchange, geleitet von Ex-FTX-Manager Armani Ferrante, ist der erste Partner bereits gefunden. Pikant: Beide kennen sich noch aus FTX-Zeiten – ein Netzwerk, das nach dem Kollaps eigentlich verbrannt schien, nun aber wieder Geschäft macht.

Risiko bleibt Risiko

Perpetuals.com verspricht Sicherheit, Professionalität und einen „europäischen Standard“. Doch das Geschäftsmodell zielt auf dieselbe Klientel wie FTX: erfahrene, risikofreudige Trader, die auf große Bewegungen im Kryptomarkt setzen.

Die Frage ist nicht, ob die Plattform technisch funktioniert – sondern ob Anleger nach FTX erneut bereit sind, ihr Geld einem Krypto-Projekt ehemaliger FTX-Manager anzuvertrauen.

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