Ein Start-up im Angriffsmodus
Es ist ein Paukenschlag aus San Francisco: Perplexity, erst 2022 gegründet und bislang mit rund 18 Milliarden Dollar bewertet, schickt Google-Chef Sundar Pichai ein offizielles Übernahmeangebot für Chrome.
Projektname: „Solomon“. Neben dem Kaufpreis verspricht Perplexity Investitionen von drei Milliarden Dollar in das Chromium-Projekt – die quelloffene Basis, auf der auch Microsoft Edge läuft. Zudem sollen Teile der Google-Belegschaft übernommen und die Wahlfreiheit der Standardsuchmaschine für Nutzer garantiert werden.
David gegen Goliath – mit Milliarden im Rücken
Die Realität: Perplexity könnte die Summe allein nicht stemmen. Doch das Start-up versichert, namhafte externe Investoren stünden bereit, um den Deal zu finanzieren. Google verweigert jeden Kommentar.
Für Perplexity-Gründer Aravind Srinivas geht es um weit mehr als nur einen Browser – es ist der Versuch, im Schatten eines laufenden US-Kartellverfahrens Googles Machtstellung zu brechen.
Kartellprozess als Steilvorlage
Das Justizministerium und mehrere Bundesstaaten wollen den Suchmaschinenmarkt öffnen. Eine Option: Chrome aus Googles Imperium herauslösen.

Die Entscheidung wird noch in diesem Monat erwartet. Perplexitys Angebot ist nicht nur wirtschaftlich motiviert, sondern klar auch ein Signal an den Richter – es zeigt: Es gäbe Abnehmer, die Chrome unabhängig betreiben könnten.
3,5 Milliarden Nutzer, halber Weltmarkt
Chrome ist nicht irgendein Produkt – es ist der dominierende Internetzugang weltweit. Mit mehr als 50 % Marktanteil ist der Browser der direkte Hebel zu Milliarden Suchanfragen.
Wer ihn kontrolliert, kontrolliert weite Teile der digitalen Informationsströme. Entsprechend groß ist das Interesse: Auch OpenAI soll Chrome auf dem Zettel haben.
Die Wette des Jahrzehnts
Srinivas hatte noch im März angekündigt, in fünf bis zehn Jahren mit einem eigenen Browser – „Comet“ – größer als Chrome werden zu wollen. Die jetzige Offerte ist der Versuch, diese Vision abzukürzen.
Parallel arbeitet Perplexity an weiteren Fronten: Integration seines KI-Assistenten in Smartphones von Samsung, Motorola und einem geplanten Telekom-Gerät. Der Angriff auf Google erfolgt somit an mehreren strategischen Zugangspunkten ins Netz.
Risiko, das nur ein Start-up eingeht
Ob Perplexity am Ende tatsächlich Chrome übernehmen kann, ist offen. Doch allein die Offerte zeigt, dass Google unter massivem politischem und wirtschaftlichem Druck steht.
Für ein Start-up, das erst seit gut zweieinhalb Jahren existiert, ist es ein beispielloser Schachzug – und vielleicht der erste ernsthafte Versuch seit einem Jahrzehnt, das Machtgefüge im Internet zu verschieben.
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