03. September, 2025

Health

3108 Euro Eigenanteil: Warum Pflege im Heim zur Armutsfalle wird

Die Kosten in der stationären Pflege explodieren – und treiben Senioren wie Angehörige an den Rand der finanziellen Belastbarkeit. Politik und Sozialkassen suchen fieberhaft nach Lösungen, doch die Lücke bleibt.

3108 Euro Eigenanteil: Warum Pflege im Heim zur Armutsfalle wird
3108 Euro monatlich: Der Eigenanteil im ersten Jahr Pflegeheim übersteigt die durchschnittliche Altersrente deutlich.

Pflege wird zum Luxusgut

Wer heute in ein Pflegeheim zieht, zahlt im ersten Jahr im Schnitt 3108 Euro im Monat selbst. Das ist mehr, als viele Ruheständler überhaupt an Rente bekommen. Zwar springt nach drei Jahren die Pflegekasse stärker ein, doch auch dann bleiben noch knapp 2000 Euro Eigenanteil.

Für viele Familien bedeutet das: Vermögen auflösen, Immobilien verkaufen oder den Sozialhilfeträger einschalten.

Wo das Geld versickert

Die 3108 Euro setzen sich aus drei Blöcken zusammen: 1583 Euro gehen direkt ans Personal, inklusive Ausbildungskosten. Für Unterkunft und Verpflegung werden 1018 Euro fällig, weitere 507 Euro für Investitionen in die Einrichtung.

Diese Aufschlüsselung verdeutlicht, dass nicht allein die Pflegeleistung, sondern auch die Strukturen drumherum den Eigenanteil in die Höhe treiben.

82,4 Milliarden Euro: Die Pflegeausgaben haben sich binnen zehn Jahren verdoppelt, Tendenz weiter steigend.

Politik verspricht Entlastung – wieder einmal

Die SPD will den Eigenanteil auf 1000 Euro im Monat deckeln. Sachsens Sozialministerin Petra Köpping fordert, dass die Pflegeversicherung die Differenz übernimmt.

Finanziert werden soll das durch höhere Beitragsbemessungsgrenzen und eine Neuordnung der Investitionskosten. Neu ist der Vorstoß nicht: Schon Olaf Scholz hatte 2025 damit Wahlkampf gemacht – umgesetzt wurde er bislang nicht.

Sozialamt und Angehörige als letzte Rettung

Reichen Rente und Ersparnisse nicht aus, springt das Sozialamt ein – allerdings nur, nachdem Vermögen weitgehend aufgebraucht wurde. Bankguthaben, Lebensversicherungen, sogar Immobilien können zur Finanzierung herangezogen werden.

Geschützt bleibt lediglich ein Schonvermögen von 10.000 Euro bei Alleinstehenden oder 20.000 Euro bei Ehepaaren. Und auch Angehörige können belangt werden: Wer über 100.000 Euro brutto im Jahr verdient, muss zahlen.

Das ungelöste Systemproblem

Schon heute kostet die Pflege den Staat mehr als 82 Milliarden Euro im Jahr – doppelt so viel wie 2013. Und die Belastung wird weiter steigen: Bis 2050 rechnet das Gesundheitsministerium mit 6,7 Millionen Pflegebedürftigen.

Ohne grundlegende Reformen droht die Pflegeversicherung, zum Fass ohne Boden zu werden. Die Frage, wer für das Alter zahlt, wird damit endgültig zu einer der zentralen sozialen Konfliktlinien in Deutschland.

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