01. September, 2025

Märkte

3 Millionen Arbeitslose – Deutschlands Arbeitsmarkt rutscht in die Krise

Erstmals seit zehn Jahren klettert die Zahl der Arbeitslosen wieder über die Drei-Millionen-Marke. Hinter der Statistik steckt mehr als die übliche Sommerflaute: Konjunkturschwäche und Strukturprobleme belasten den Arbeitsmarkt.

3 Millionen Arbeitslose – Deutschlands Arbeitsmarkt rutscht in die Krise
Arbeitsmarkt auf historischem Tiefpunkt: Mit 3,025 Millionen Arbeitslosen erreicht Deutschland erstmals seit 2015 wieder die Drei-Millionen-Marke – ein Plus von 153.000 binnen eines Jahres.

Höchster Stand seit 2015

Die Bundesagentur für Arbeit meldete im August 3,025 Millionen Arbeitslose. Das sind 46.000 mehr als im Juli und sogar 153.000 mehr als im Vorjahresmonat. Die Quote stieg auf 6,4 Prozent – der höchste Wert seit Februar 2015. „Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor von der wirtschaftlichen Flaute geprägt“, räumte BA-Chefin Andrea Nahles ein.

Erwerbstätigkeit bleibt im Juli 2025 unverändert
Im Juli 2025 waren rund 45,8 Millionen Menschen mit Wohnort in Deutschland erwerbstätig. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) blieb die Zahl der Erwerbstätigen damit saisonbereinigt nahezu unverändert gegenüber dem Vormonat (+4 000 Personen; 0,0 %). In den Monaten Mai und Juni 2025 war die Erwerbstätigkeit im Vormonatsvergleich noch um 17 000 beziehungsweise 19 000 Personen zurückgegangen.

Sommerloch allein reicht nicht als Erklärung

Zwar steigt die Zahl der Arbeitslosen im Sommer regelmäßig, weil Ausbildungs- und Schulverträge enden und Unternehmen vor den Ferien weniger einstellen. Doch die Dimension des aktuellen Anstiegs verweist auf tiefere Probleme.

Vor allem die schwache Konjunktur in Folge von Energiekrise, schwachem Konsum und weltwirtschaftlichen Risiken hinterlässt Spuren.

Regionale Bruchlinien

Besonders dramatisch zeigt sich die Lage in den Stadtstaaten: Bremen liegt mit 11,8 Prozent Arbeitslosenquote an der Spitze, gefolgt von Berlin mit 10,5 Prozent. Im Süden sieht es deutlich besser aus – Bayern (4,2) und Baden-Württemberg (4,7) können sich nach wie vor behaupten. Die Spaltung zwischen Nord und Süd verschärft sich damit weiter.

Erste Hoffnungsschimmer

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) registriert in seinem Arbeitsmarktbarometer allerdings vorsichtigen Optimismus. Erstmals seit drei Jahren erwarten die Arbeitsagenturen für die kommenden Monate nicht länger einen weiteren Anstieg, sondern eine Stabilisierung. Auch die Beschäftigung könnte wieder leicht anziehen – ob das reicht, bleibt fraglich.

Ökonomen fordern Reformen

Ökonom Daniel Stelter mahnt, die Krise sei nicht allein konjunkturell. Deutschland brauche Strukturreformen, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern: von flexibleren Arbeitsmärkten über gezielte Zuwanderung bis hin zu Investitionsanreizen für Unternehmen. Ohne tiefgreifende Veränderungen droht der Arbeitsmarkt trotz aller Lichtblicke auf hohem Niveau festzustecken.

Das könnte Sie auch interessieren:

AlleAktien im Kreuzfeuer – was an den Vorwürfen wirklich dran ist
Business Insider erhebt schwere Vorwürfe gegen den Gründer von AlleAktien. Doch bei genauerem Hinsehen zeigt sich: Vieles wirkt verzerrt, manches schlicht unzutreffend. Die InvestmentWeek hat nachgeprüft – und kommt zu einem anderen Urteil.