07. November, 2025

Börse

24.000 Punkte – und kein Zentimeter Bewegung: Der DAX steckt fest

Die Berichtssaison liefert Zahlen im Minutentakt, doch der deutsche Leitindex bleibt wie festgenagelt. Während Commerzbank, DHL, Zalando & Co. ihre Bücher öffnen, entscheidet sich an der 24.000er-Marke, wie viel Optimismus der Markt wirklich hat.

24.000 Punkte – und kein Zentimeter Bewegung: Der DAX steckt fest
Der DAX ringt erneut mit der 24.000-Punkte-Marke – trotz Rekordhoch bleibt dem Markt die klare Richtung verwehrt.

Ein Markt, der läuft – aber nicht vorwärts

Der DAX startet den Donnerstag mit einem leichten Rücksetzer. 23.996 Punkte zur Eröffnung, ein kurzer Blick über die Nulllinie, dann wieder Abgaben. Was nach Tagesrauschen klingt, ist in Wahrheit Symptom eines größeren Problems: Dieser Markt weiß gerade nicht, wohin.

Seit Wochen pendelt der Index um die runde Marke von 24.000 Punkten, als stünde an dieser Stelle ein unsichtbarer Widerstand. Weder die Rekorde vom 9. Oktober – intraday 24.771 Punkte, Schlusskurs ebenfalls Bestmarke – noch frische Quartalszahlen bewegen den Index nachhaltig.

„Der DAX bleibt weiter im Seitwärtstrend“, sagt Martin Utschneider vom Broker Robomarkets. Das klingt nüchtern. Zwischen den Zeilen heißt es: Niemand traut sich aus der Deckung.

Zahlenflut ohne Richtung

Die Berichtssaison ist in vollem Gang. Und sie trifft heute auf eine extrem nervöse Börse.

Auf dem Programm stehen Schwergewichte:

  • Commerzbank: Im Fokus steht die Frage, ob die Zinsmarge hält.
  • DHL Group: Der Logistiker kämpft mit schwächelndem Welthandel.
  • Zalando: E-Commerce bleibt konjunktursensibel.
  • Rheinmetall: Kriegswirtschaft oder Normalisierung?
  • Henkel, Continental, GEA, Heidelberg Materials: Industrie im Stresstest.

Es sind Namen, die normalerweise Bewegung in den Markt bringen. Doch dieses Mal verpuffen viele Meldungen.

Die Angst vor Fehlentscheidungen ist größer als der Drang, Chancen zu nutzen.

Warum der Markt trotz Rekorden zögert

An Dynamik fehlt es nicht. An Richtung schon.

Rekordwerte im Oktober.
Stillstand im November.

Fast wirkt es, als sei der DAX erschöpft. Neue Höchststände bleiben in den Charts sichtbar – aber das Momentum wurde abgewürgt. Entscheidend dafür ist nicht nur die Zahlenflut, sondern die Unsicherheit im Hintergrund: Wie werden Europas Konjunkturdaten ausfallen? Wie lange bleibt die EZB bei ihrer aktuellen Zinspolitik?

Wenn Investoren keine Narrative erkennen, bleiben sie an der Seitenlinie.

Blick über den Atlantik

Im Gegensatz zu Europa sendet die US-Wirtschaft derzeit Entspannungssignale.
„Die günstigen US-Konjunkturdaten haben die Sorgen um eine schwächere US-Wirtschaft erst einmal vertrieben“, sagt ein Händler.

Das allein wäre harmlos. Doch dann kommt Politik ins Spiel.

Der Supreme Court der USA beschäftigt sich mit der Frage, ob Donald Trump Zölle per Verweis auf „nationale Sicherheit“ durchsetzen darf. Sollte das Gericht grünes Licht geben, könnte der nächste Präsident – egal wer – die Zollschraube massiv anziehen.

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Untergeordnete Gerichte haben Teile der Zölle bereits als rechtswidrig eingestuft. Doch bis zum finalen Urteil bleibt alles offen.

Die Unsicherheit ist wi ein Preisschild an jeder Aktie mit globalen Lieferketten.

Industrie trifft Rechtslage

Für Europa – und für DAX-Konzerne – geht es um viel.
Zölle sind keine theoretische Gefahr, sie sind eine Kostenposition.

  • Continental importiert Komponenten aus Asien.
  • DHL lebt von globalen Handelsströmen.
  • Zalando braucht reibungslose Logistik.

Wenn der Supreme Court eine Tür öffnet, sucht die US-Regierung einen Weg hindurch. Analysten warnen bereits: Nicht die Überschrift des Urteils ist entscheidend, sondern das Kleingedruckte.

Ein Markt, der auf ein Signal wartet

24.000 Punkte sind keine mathematische Barriere. Sie sind psychologisch.
Ein Symbol für die Frage:

Wird dieser Markt mutiger – oder bleibt er im Schutzmodus?

Die Berichtssaison liefert Antworten, aber keine Erleichterung. Jeder Konzern, der heute Zahlen vorlegt, wird nicht nur nach Gewinn beurteilt, sondern nach seinem Ausblick auf 2026. Investoren wollen keine Vergangenheitsbewältigung, sondern Zukunftssicherheit.

Solange die bleibt, wo sie ist, bleibt auch der DAX, wo er ist.

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