Die Eurobike, die führende Messe der Fahrradbranche, öffnet am kommenden Mittwoch in Frankfurt ihre Pforten und setzt neue Impulse in Mobilität und Technik. Experten sind sich einig, dass das Fahrrad einen entscheidenden Beitrag zur Lösung urbaner Verkehrsprobleme und zur Reduktion von CO2-Emissionen leisten kann.
Vom 3. bis zum 7. Juli präsentieren zahlreiche Aussteller, zunächst den Fachleuten und anschließend der breiten Öffentlichkeit, eine Vielzahl technischer Innovationen. Verfeinerte Elektro-Antriebe, wendige Lastenfahrräder sowie digitale Lösungen für Alltagsprobleme stehen im Fokus. Besonders hervorzuheben ist der verlängerte Probeparcours, auf dem diese Neuheiten direkt erprobt werden können.
Die Messe fällt in turbulente Zeiten für die Branche. Nach dem Corona-Boom hat sich der Markt 2023 durch ein Überangebot an Fahrrädern und eine schwächelnde Konjunktur bemerkbar gemacht. Dennoch konnte die Eurobike trotz des Verlusts von knapp 100 Ausstellern auch neue hochkarätige Marken wie Giant und Kalkhoff gewinnen und die gesamten 150.000 Quadratmeter des westlichen Messegeländes füllen.
Die Verkaufszahlen in Deutschland sind zurückgegangen und erreichten mit 4 Millionen verkauften Fahrrädern einen Tiefstand im Vergleich zum Vorjahr. Gleichzeitig stieg der Anteil der E-Bikes auf 2,1 Millionen Stück, die durchschnittlich knapp 3000 Euro kosten und somit ein lukrativeres Geschäft darstellen als herkömmliche Fahrräder. Die Ausnahme bilden hochwertige Rennräder, die als Prestige-Objekte begehrt bleiben.
Das Augenmerk der Eurobike liegt vor allem auf den neuesten Entwicklungen im Bereich E-Bikes. Autozulieferer wie Bosch, Mahle und ZF verfeinern Motoren, Batterien und Steuerung mithilfe künstlicher Intelligenz. Als technischer Leckerbissen gilt die kompakte Motor-Getriebe-Einheit von Pinion, die dieses Jahr als Automatik vorgestellt wird. Der Experte Gunnar Fehlau betont den Mega-Trend zu leichteren Pendler- und Lastenfahrrädern, die im Alltag handlicher sind.
Die Branche hatte zudem mit wetterbedingten Verkaufseinbrüchen zu kämpfen, was zu früheren und umfangreicheren Rabattaktionen führte. Marken wie Koga und Specialized bieten bereits offen Preisnachlässe an. Laut Wasilis von Rauch von der Initiative Zukunft Fahrrad wird auch 2024 ein herausforderndes Jahr, bevor sich der Markt vermutlich 2025 stabilisiert.
Ein Hoffnungsschimmer bleibt das Dienstrad-Leasing, das vor allem für hochwertige Fahrräder genutzt wird. Mit rund 790.000 neu verleasten Rädern 2023 und insgesamt rund 2 Millionen Diensträdern auf den Straßen bleibt diese Option beliebt. Doch die steigende Zahl von Leasing-Rückläufern und deren geringe Wiederverkaufswerte bereiten der Branche Kopfzerbrechen.
Das Ende des Fahrradbooms der Corona-Jahre hat ein Bündnis mehrerer Verbände zu verstärkten Forderungen nach nachhaltiger Mobilität veranlasst. Allianz pro Schiene und andere Organisationen fordern in einem Papier vom Bund gleichwertige Bedingungen auf den Straßen sowie eine Milliarde Euro jährlich für eine attraktive und sichere Fahrradinfrastruktur. Bundesverkehrsminister Volker Wissing und andere prominente Politiker fungieren als Schirmherren der Eurobike, was die Bedeutung der Messe unterstreicht.