Die Welthandelsorganisation (WTO) rückt in einem aktuellen Ministertreffen unter der Leitung von Generaldirektorin Ngozi Okonjo-Iweala die Konsensbildung und die Fortführung bisheriger Erfolge in den Fokus. Nach dem zukunftsweisenden multilateralen Handelsabkommen von 2022, das nachhaltige Fischereisubventionen thematisierte, zielt man nun auf weitere kritische Subventionspraktiken, die zu ökologischen Desbalancen führen können. Die Diskussionen um passende Ausnahmeregeln sowie Übergangsfristen halten die Verhandlungsdelegationen auf Trab – eine Einigungsquote von 50 Prozent verheißt spannende Ergebnisse.
Neue Dynamiken eskortierte Okonjo-Iweala mit der herzlichen Begrüßung zweier frischer Mitglieder: Osttimor und die Komoren, womit sich die Mitgliederzahl auf 166 erhöht. Dies verdeutlicht jedoch die Komplexität der Konsensfindung in einem stetig wachsenden Kollektiv – ein Faktor, der bereits eine Abkehr von 123 Ländern nach sich zog. Diese Gruppe peilt mittels einer separaten Vereinbarung eine Erhöhung der Attraktivität für internationale Investitionen, insbesondere in ökonomisch weniger entwickelten Regionen, an. Der Vorstoß, weitere Staaten für diesen Plan zu gewinnen, steht allerdings vor Herausforderungen, nicht zuletzt wegen der reservierten Haltung von Indien und Südafrika.
Auch beim digitalen Handel spaltet sich die Meinungslinie. Während westliche Länder und Institutionen wie die Deutsche Industrie- und Handelskammer die Freiheit digitaler Warenströme betonen, sehen Kritiker ein finanzielles Defizit durch den Ausfall von Zolleinkünften beim E-Commerce. Indien und Südafrika stehen sinnbildlich für diese Gegenposition.
Darüber hinaus laufen die Bemühungen um eine Reformation des teilweise funktionsunfähigen Streitschlichtungsmechanismus weiter schleppend, geprägt von den gestaltungswilligen USA, während parallel der gescheiterte Ausbau von Patentlockungen für Covid-19-Medikamente bedürftigen Staaten signifikante finanzielle Nachteile bescherte – ein Kampf zwischen westlichen Interessen und der Pharma-Industrie.