02. November, 2024

Wirtschaft

Wirtschaftsflaute: Deutschlands Unternehmen vor einer noch größeren Herausforderung

Wirtschaftsflaute: Deutschlands Unternehmen vor einer noch größeren Herausforderung

Die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands bleibt nach Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) weiterhin trüb. Trotz der Hoffnung auf Besserung zeichnen die aktuellen Rückmeldungen der Unternehmen ein eher düsteres Bild. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer der DIHK, präsentierte diese ernüchternden Ergebnisse während einer neuen Konjunkturumfrage, die in Berlin vorgestellt wurde.

Nach einem stagnierenden Jahr 2023 geht die DIHK auch für das kommende Jahr von einem Null-Wachstum aus. Damit reiht sich Deutschland in eine dreijährige Phase ohne realen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts ein. Diese Vorhersage erscheint weitaus pessimistischer als die der Bundesregierung, die optimistischer auf ein Plus von 1,1 Prozent im Bruttoinlandsprodukt hofft. Wirtschaftsminister Robert Habeck setzt auf eine geplante Wachstumsinitiative, die den privaten Konsum ankurbeln und die Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten im Ausland steigern soll.

Die düsteren Prognosen der DIHK fallen in eine Zeit intensiver wirtschaftlicher Diskussionen innerhalb der Ampelkoalition. Bundeskanzler Olaf Scholz wird am Nachmittag im Rahmen eines Treffens mit Vertretern der Industrie und Gewerkschaften die aktuellen Herausforderungen diskutieren. Wirtschaftsminister Habeck und Finanzminister Christian Lindner sind beim Kanzlertreffen nicht dabei; Lindner hingegen richtet im Reichstag einen eigenen Wirtschaftsgipfel mit Schwerpunkt auf Handwerk und Mittelstand aus. Auch Martin Wansleben wird bei diesem Gipfel anwesend sein.

Eine Umfrage unter etwa 25.000 Unternehmen zeichnet ein besorgniserregendes Bild der aktuellen Geschäftslage. Lediglich 26 Prozent der Firmen berichten über eine gute Geschäftssituation – der niedrigste Wert des Jahres. Die Differenz zwischen positiven und negativen Lagebewertungen ist auf einen Punkt gesunken, verglichen mit fünf Punkten im Frühsommer. Der Anteil der Unternehmen mit negativen Geschäftserwartungen ist auf 31 Prozent gestiegen, gegenüber 26 Prozent in der vorherigen Umfrage. Vor allem die schwache Inlandsnachfrage, wirtschaftspolitische Unsicherheiten und hohe Arbeitskosten gelten als größte Risiken.

Martin Wansleben betont die Dringlichkeit von Maßnahmen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, um der negativen Entwicklung entgegenzuwirken. Mit Sorge blickt er auf die Deindustrialisierungstendenzen, insbesondere im Kraftfahrzeugbau. Aktuell sorgen Pläne von Volkswagen für Schlagzeilen. Der Autobauer plant massive Stellenkürzungen und die Schließung von mindestens drei Werken in Deutschland, was die strukturelle Krise weiter verschärfen könnte.