Bei Volkswagen herrscht Aufruhr: Die jüngst angekündigten Pläne der Führungsriege, einige deutsche Werke zu schließen und 25.000 Mitarbeitern in Wolfsburg den Arbeitsplatz zu nehmen, stießen auf vehementen Widerstand. Der Vorstandsvorsitzende Oliver Blume sieht sich heftigen Protesten ausgesetzt, während er versuchte, die Notwendigkeit dieser drastischen Maßnahmen zu erläutern.
Unter Blumes Führung, der seit zwei Jahren an der Spitze von Europas größtem Autohersteller steht, hat die Automobilbranche in Deutschland schwere Zeiten durchlebt. Der Rückgang der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, insbesondere im Heimatmarkt, sowie der wachsende Wettbewerbsdruck durch chinesische Hersteller haben VW gezwungen, über 30 Jahre alte Jobgarantien zu überdenken. Die angedachten Werksschließungen in Deutschland wären ein Novum in der 87-jährigen Unternehmensgeschichte.
Blume wies auf die massiven Veränderungen in der Automobilindustrie hin und betonte, dass die Umstellung auf Elektrofahrzeuge (EVs) für das deutsche Automobilwesen eine große Herausforderung darstellt. Steigende Kosten, massive Investitionen in Batterie-Technologien und sinkende Margen haben die Branche getroffen. Zulieferer wie Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen mussten bereits zehntausende Stellen abbauen.
Die Marktbedingungen sind düster: Laut Finanzvorstand Arno Antlitz hat sich der europäische Automarkt seit der Vor-Covid-Zeit um 13 Prozent verkleinert, was für VW den Verlust von rund einer halben Million verkaufter Fahrzeuge bedeutet. Daniela Cavallo, Vorsitzende des Betriebsrates, machte hingegen das Management für die Probleme des Unternehmens verantwortlich und sehen in den Werksschließungen ein No-Go.
VW steht mit seinem Betriebsrat in heftigen Verhandlungen, wobei das Bundesland Niedersachsen, das 20 Prozent der Stimmrechte hält, auf der Seite der Arbeitnehmer steht. Große Sparbemühungen, darunter Vorruhestandsprogramme und freiwillige Abfindungspakete, haben bisher nicht die notwendigen Einsparungen gebracht und weitere drastische Maßnahmen scheinen nun unvermeidlich.
Rivalen wie Renault und Stellantis kämpfen ebenfalls mit ähnlichen Problemen. Die sinkende Nachfrage, fehlende Ladeinfrastruktur und der Rückgang staatlicher Subventionen haben den Verkauf von Elektrofahrzeugen in Europa beeinträchtigt. Preissenkungen und Rabatte, wie sie VW bei seinen ID-Modellen gewährt, haben die Margen weiter unter Druck gesetzt.
Ein weiteres Problem ist der wachsende Einfluss chinesischer EV-Marken wie BYD, die Volkswagens Marktanteile bedrohen. VW steht dabei vor der Schwierigkeit, höhere Importzölle für Autos aus China zu verkraften, während eigene Modelle in China gefertigt werden.
Analysten zeigen sich dennoch optimistisch, dass die neuen Kostensenkungspläne von VW positiv aufgenommen werden könnten. Die Herausforderung bleibt jedoch, ob Vorstandsvorsitzender Blume seine radikalen Pläne gegen den Widerstand von Gewerkschaften und Betriebsräten durchsetzen kann.