10. November, 2024

Unternehmen

Volkswagen verliert den Anschluss in China: BYD fährt davon

Der Marktanteil schrumpft, der Wandel zur Elektromobilität verläuft schleppend, und der VW-Konzern kämpft. In China läuft den Wolfsburgern gerade eine neue Konkurrenz auf und davon.

Volkswagen verliert den Anschluss in China: BYD fährt davon
In China verkauft Volkswagen deutlich weniger Benzin- und Dieselfahrzeuge, während Elektroautos bei BYD boomen. Der Übergang zur Elektromobilität läuft schleppend, und VW verliert an Marktanteil.

Einbruch bei den Verbrennern

In China stellt der Automarkt die Weichen um – und das bringt Volkswagen mächtig ins Schleudern. Das Erfolgsmodell der letzten Jahrzehnte, vor allem auf Verbrenner gesetzt zu haben, verliert dort zunehmend an Boden.

Die Nachfrage nach Diesel- und Benzinfahrzeugen bröckelt, und die Verluste trifft besonders die Wolfsburger hart: Um rund zehn Prozent ist ihr Absatz in den ersten neun Monaten 2024 gefallen, während der chinesische E-Auto-Riese BYD weiter Fahrt aufnimmt und mittlerweile Volkswagen als Marktführer in seinem Heimatmarkt abgehängt hat.

Ralf Brandstätter, VW-Vorstand für China, gibt zu: „Die Entwicklung war absehbar.“

BYD konnte seinen Absatz in den ersten drei Quartalen 2024 um satte 38 Prozent auf über 2,3 Millionen Fahrzeuge steigern, während Volkswagen in China bei knapp 2,1 Millionen Fahrzeugen hängen blieb.

„Die chinesischen Hersteller haben die Elektrifizierung clever genutzt, und wir hinken hinterher,“ räumt Brandstätter gegenüber dem Handelsblatt ein. Das Problem: VW setzt immer noch zu stark auf Verbrenner, während die Konkurrenz von BYD bis Geely längst auf Strom gesetzt hat.

Mit über 2,3 Millionen verkauften Fahrzeugen in diesem Jahr hat BYD die Marktführerschaft in China übernommen und lässt Volkswagen mit einem Minus von zehn Prozent im Absatz hinter sich.

Zu wenig Reichweite, zu wenig Förderung

Volkswagen kämpft – und zwar mit seinen eigenen Schwächen. Der Markt für Plug-in-Hybride wächst in China rasant, aber VWs Hybridmodelle erfüllen oft nicht die Anforderungen, um die begehrten Kaufprämien zu erhalten.

Der Grund? „Mit einer rein elektrischen Reichweite unter 100 Kilometern haben viele VW-Modelle keine Chance auf Förderung,“ berichtet ein Brancheninsider.

BYD hingegen kann mit seinen Reichweiten locker punkten und führt mit fast 42 Prozent Marktanteil im Plug-in-Hybrid-Segment. Auch bei den rein elektrischen Fahrzeugen hat BYD einen beachtlichen Vorsprung und hält über 26 Prozent Marktanteil.

Volkswagen dagegen: Gerade einmal drei Prozent aller zugelassenen Elektrofahrzeuge in China tragen das VW-Logo. Damit ist der Rückstand mehr als deutlich.

Die Produktionskapazitäten für E-Fahrzeuge werden zwar ausgeweitet – Audi etwa eröffnet 2025 ein neues Werk in Changchun – doch ob das Tempo reicht, bleibt fraglich.

Viele Plug-in-Hybride von Volkswagen erfüllen die chinesischen Kaufprämien nicht, da ihre elektrische Reichweite unter den geforderten 100 Kilometern liegt. Ein großer Nachteil im hart umkämpften Markt.

VWs Strategie stößt an Grenzen

VW setzt zwar alles auf die Profitabilität, doch diese Strategie ist riskant. Während BYD und andere chinesische Hersteller Marktanteile gewinnen, will Volkswagen die Preise nicht drücken.

„Wir kaufen uns in China keine Marktanteile,“ betont Brandstätter.

Doch genau dieser Spagat zwischen Profit und Marktanteil bringt die Wolfsburger jetzt in die Bredouille.

Die Verkaufszahlen sinken, die Werke laufen teilweise nur auf halber Kapazität, und die Gewinnmargen aus China, einem der wichtigsten Märkte für VW, geraten unter Druck.

Der Turnaround scheint in weiter Ferne: Rating-Agenturen wie Moody’s erwarten, dass VWs Gewinnbeiträge aus China auf 1,5 Milliarden Euro schrumpfen könnten – ein drastischer Rückgang gegenüber den 2,6 Milliarden Euro aus dem Vorjahr.

„Die Hoffnung liegt jetzt auf der nächsten Generation von Elektroautos,“ bestätigt ein Unternehmenssprecher. In Zusammenarbeit mit dem chinesischen Partner Xpeng plant VW ab 2026 neue Modelle, die mit einer moderneren Architektur und weniger Steuergeräten deutlich günstiger produziert werden sollen. Ob das reicht, wird sich zeigen müssen.