Die Spannungen zwischen Volkswagen und seinen Mitarbeitern erreichen einen neuen Höhepunkt, nachdem angekündigt wurde, dass der Konzern in Deutschland bis zu drei Werke schließen und drastische Sparmaßnahmen ergreifen will. Daniela Cavallo, die Konzernbetriebsratschefin, äußerte sich bei einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg besorgt über die Zukunft von Zehntausenden Arbeitsplätzen. Trotz der massiven Proteste der Belegschaft gab das Unternehmen bisher keine genauen Details zu den betroffenen Standorten bekannt.
Bei der Veranstaltung, die im Freien stattfand, sammelte sich eine beachtliche Anzahl von 25.000 Mitarbeitern allein in Wolfsburg, während parallel ähnliche Versammlungen auch in den anderen deutschen Werken stattfanden. Die Anti-Sparstimmung ist klar: Kein Standort ist sicher. Der Konzern hält sich jedoch bedeckt und verzichtet auf öffentliche Bestätigungen. Personalvorstand Gunnar Kilian betonte lediglich die Dringlichkeit der Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten.
Die Bundesregierung hat VW aufgefordert, Arbeitsplätze zu schützen und sieht die Verantwortung für mögliche Fehlentscheidungen nicht bei den Arbeitnehmern. Bundeskanzler Olaf Scholz sprach sich entschieden dafür aus, die Jobsicherung zur Priorität zu machen. Betriebsrat und Gewerkschaften kündigten an, sich aktiv gegen die Beschlüsse zu wehren. Thorsten Gröger von der IG Metall warnte vor einem "Abgesang Deutschlands", sollte VW die Pläne nicht überdenken.
Zudem könnten schon ab Dezember Warnstreiks auf das Unternehmen zukommen. Uwe Kunstmann aus Sachsen deutete auf einen bevorstehenden "heißen Winter" hin, sollte sich die Unternehmenspolitik nicht ändern. Für den 1. Dezember seien bereits Aktionen in Planung, um den Konzern zu einem Kurswechsel zu bewegen.
Darüber hinaus plant Volkswagen nicht nur Werkschließungen, sondern auch einen stufenweisen Kapazitätsabbau an den verbliebenen Standorten. Konkret fehlen der Marke 500.000 Fahrzeuge pro Jahr für eine optimale Auslastung der Werke. Laut Cavallo sind betriebsbedingte Kündigungen und Gehaltskürzungen von zehn Prozent im Gespräch, wobei 2025 und 2026 Nullrunden vorgesehen sind. Derzeit laufen Verhandlungen mit der IG Metall über den Haustarif.
In Deutschland beschäftigt VW ca. 120.000 Menschen, wobei Wolfsburg etwa die Hälfte der Arbeitsplätze stellt. Nach den jüngsten Entwicklungen, einschließlich der Beendigung der mehr als 30 Jahre währenden Arbeitsplatzsicherung, stehen die Zeichen auf Sturm. Besonders das Werk in Osnabrück könnte von den angekündigten Maßnahmen betroffen sein, nachdem ein lukrativer Folgeauftrag von Porsche ausblieb.