Das US-amerikanische Justizministerium prüft derzeit die Geschäftsbeziehungen des deutschen Software-Riesen SAP mit dem IT-Wiederverkäufer Carahsoft. Im Fokus stehen Vorwürfe möglicher Preisabsprachen. Wie aus Dokumenten des Bundesgerichts in Baltimore hervorgeht, dauern die Untersuchungen bereits seit mindestens 2022 an. Ziel der Überprüfung ist es, festzustellen, ob SAP und Carahsoft in den letzten zehn Jahren illegale Absprachen getroffen haben, um überhöhte Preise vom US-Militär und anderen staatlichen Einrichtungen zu erhalten.
Die Nachricht von den Untersuchungen belastete am Mittwoch die SAP-Aktien deutlich. Der Kurs fiel um knapp vier Prozent auf 198,96 Euro und rutschte damit erneut unter die 200-Euro-Marke, die erst in diesem Monat überschritten worden war. Noch am Dienstag hatten SAP-Aktien mit einem Höchststand von gut 208 Euro einen Rekord erreicht. Als bedeutendstes Schwergewicht im DAX hatte SAP dazu beigetragen, dass der deutsche Leitindex zuletzt über der 19.000-Punkte-Marke schloss. Trotz des aktuellen Rückschlags verzeichnet SAP seit Jahresbeginn noch immer einen Wertzuwachs von gut 43 Prozent.
Börsenexperten äußerten sich besorgt über die aus den Vorwürfen resultierende Unsicherheit. Ein Analytiker erklärte: „Es handelt sich offensichtlich um schlechte Nachrichten. Der Ausgang solcher Untersuchungen ist jedoch schwer vorherzusagen.“ Noch unklarer seien mögliche Strafmaßnahmen, falls SAP für schuldig befunden werden sollte. Eine Sprecherin des Unternehmens lehnte es ab, auf Anfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg eine Stellungnahme zu den Untersuchungen abzugeben.
SAP, mit Hauptsitz in Walldorf, gilt als wichtiger Anbieter von Softwarelösungen in den Bereichen Buchhaltung, Personalwesen und Lieferkettenmanagement. Carahsoft, gegründet im Jahr 2004, hat sich als dominanter Anbieter von IT-Lösungen für die US-Bundesregierung etabliert. Im letzten Jahr generierte das Unternehmen einen Umsatz von elf Milliarden US-Dollar und beschäftigte mehr als 2400 Mitarbeiter. Laut Bloomberg übertrifft nur der PC-Hersteller Dell Carahsoft im Geschäftsvolumen mit der US-Bundesregierung.
Am Dienstag durchsuchte das FBI Büros von Carahsoft im Rahmen der Untersuchungen. Eine Sprecherin des Wiederverkäufers erklärte, dass die Ermittlungen ein Unternehmen beträfen, mit dem Carahsoft früher Geschäfte gemacht habe, ohne jedoch den Namen SAP zu bestätigen.