Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock zeigte bei einem Besuch in Odessa Flagge für die Ukraine und unterstrich die anhaltende Unterstützung Deutschlands im Konflikt mit Russland. Anlässlich des zweijährigen Jahrestages des russischen Angriffskrieges versicherte Baerbock, dass Deutschland die Ukraine weiterhin mit Waffen beliefern werde, die 'nicht nur zurückerobern, sondern die jeden Tag Menschenleben retten'. Baerbock, welche Odessa im Rahmen ihrer insgesamt sechsten Ukraine-Reise seit Kriegsbeginn besuchte, betonte zugleich die Unbeugsamkeit der ukrainischen Gesellschaft angesichts der fortdauernden militärischen Aggression.
Der ukrainische Amtskollege Dmytro Kuleba erhob indes Vorwürfe gegenüber Deutschland und den westlichen Staaten, durch deren Zögern sie eine Mitschuld am Krieg trugen. Kuleba unterstrich, dass eine frühere Öffnung von EU und NATO für die Ukraine den Konflikt möglicherweise verhindert hätte. Er beschwor, dass eine effektive Eindämmung Russlands und beschleunigte Waffenlieferungen zu Kriegsbeginn das Blatt hätten wenden können. Kuleba sieht die Erlangung von Frieden zudem nur durch gesteigerte Rüstungslieferungen als möglich an und plädierte einmal mehr für einen baldigen Nato-Beitritt der Ukraine, deren Streitkräfte er als Bollwerk gegen Russland hob.
Baerbock, die gemeinsam mit Kuleba von internationalen Treffen in New York angereist war, informierte sich zudem über die kritischen Getreideexporte der Ukraine. Der Hafen Odessa gilt als zentrale Drehscheibe für den global bedeutenden Getreideexport des Landes. Trotz russischer Behinderung konnte die Ukraine signifikante Frachtmengen ausführen, maßgeblich unterstützt durch einen militärischen Sicherheitskorridor.
Der Besuch wurde von der Aktualität eingeholt: Vor Baerbocks Ankunft trafen zwei russische Drohnenangriffe die Hafenstadt, forderten Menschenleben und veranschaulichten so die prekäre Sicherheitslage in Odessa. Russlands früherer Präsident Dmitri Medwedew heizte die Spannungen weiter an, indem er Odessa als russische Stadt beanspruchte.