05. November, 2024

Politik

Universitäspräsidentin stellt sich Herausforderungen des Kongresses

Universitäspräsidentin stellt sich Herausforderungen des Kongresses

Nemat Shafik, die Präsidentin der Columbia University, steht vor einer anspruchsvollen Aufgabe: Sie muss sich den Fragen eines Untersuchungsausschusses des Repräsentantenhauses stellen, der ein besonderes Augenmerk auf die Vorwürfe eines beständigen Musters antisemitischer Übergriffe, Belästigungen und Vandalismus an ihrer Hochschule legt. Diese schweren Anschuldigungen rückten ins Zentrum, nachdem ein Angriff der Hamas in Israel am 7. Oktober für Schlagzeilen sorgte.

Shafik, die ihre Position an der Spitze der Universität im Juli letzten Jahres angetreten hat, und ihre Universität konnten sich eingehend auf die Anhörung vorbereiten. Bereits vor vier Monaten sahen sich die Präsidenten der Harvard University, der University of Pennsylvania sowie des Massachusetts Institute of Technology vergleichbaren Vorwürfen gegenübergestellt, wobei die Präsidenten von Pennsylvania und Harvard teilweise aufgrund der negativen Resonanz über ihre Reaktionen zurücktraten.

Die Ausschussmitglieder gehen mit erheblich mehr Material in die aktuelle Sitzung. Seit der früheren Anhörung kam es auf dem Campus der Columbia University zu intensiven Protesten im Zusammenhang mit dem Krieg, und die Hochschule sah sich Kritik sowohl von pro-israelischen Gruppen als auch von Unterstützern der Palästinenser ausgesetzt. Der von Virginia Foxx, einer Republikanerin aus North Carolina, geleitete Ausschuss hat außerdem Zugang zu rund 4.000 Seiten interner Informationen, die im Zusammenhang mit den Ermittlungen wegen Antisemitismus stehen, wie ein Sprecher des Ausschusses bestätigte.

Shafik, eine in Ägypten geborene Ökonomin, wird in der Anhörung von den Co-Vorsitzenden des Universitätsvorstands begleitet: Claire Shipman, Journalistin und Autorin, und David Greenwald, Rechtsanwalt im Unternehmenssektor. Beachtenswert ist vor allem das Vorgehen von Elise Stefanik, die vierte im Rang der Republikaner im Repräsentantenhaus und eine mögliche Vizepräsidentschaftskandidatin für Donald J. Trump. Ihr energisches Nachhaken bei den Präsidenten in der letzten Anhörung sorgte für Aufsehen. Sie erachtet deren Rücktritte als persönlichen Erfolg.

Shafiks Reaktionen unter Druck könnten ausschlaggebend sein. Ihre langjährige Erfahrung im Umgang mit komplexen Situationen als Führungskraft bei der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds kommt ihr zugute, jedoch war sie noch nie zuvor einem derart parteiisch geprägten Gremium gegenübergestellt. Zudem ist der Tenor der Fragen des Ausschusses ein Indikator für die breitere Auseinandersetzung über akademische Freiheit. Einige von Shafiks Unterstützern hoffen, dass sie die Rechte von Studierenden und Professoren zur Äußerung unpopulärer und auch kontroverser Ansichten verteidigen wird.