Die privaten Beteiligungsgesellschaft TPG schlägt trotz des rasanten Niedergangs des Satellitenfernsehens in den USA einen bemerkenswerten Weg ein. Mit einem Deal über 7,6 Milliarden Dollar übernimmt TPG die vollständige Kontrolle über DirecTV von AT&T. Das Ziel: Die Branche lange genug am Leben zu halten, um eine wirtschaftliche Streaming-Alternative zu entwickeln, die Herausforderungen an Schwergewichte wie Disney, Alphabet, Amazon und Apple stellt.
Nach Abschluss des Deals beabsichtigt TPG, DirecTV mit Dish, dem zweitgrößten Anbieter der Branche, zu fusionieren und einen kostengünstigen TV-Dienst für preisbewusste Amerikaner zu finanzieren, die maßgeschneiderte Pakete aus Sport, Nachrichten und fiktionaler Unterhaltung wünschen. Die Zusammenführung der beiden Unternehmen wird TPG die Kontrolle über ein Pay-TV-Geschäft mit 18 Millionen Abonnenten verschaffen, das dieses Jahr voraussichtlich mehr als 6 Milliarden Dollar an freiem Cashflow generieren wird.
In Anbetracht der Umbrüche innerhalb der Medienbranche, wo Konsumenten Kabel- und Glasfaserangebote zugunsten günstigerer Internetpakete von Anbietern wie Alphabet, Netflix und Apple kündigen, investiert TPG nun massiv in DirecTV und Dish, um verlorene Werte wiederzuerlangen. Vor einem Jahrzehnt waren diese Satelliten-TV-Dienstleistungen an den Aktienmärkten noch rund 80 Milliarden Dollar wert, während TPG sie heute für weniger als 4 Milliarden Dollar an Investorengeldern übernehmen kann.
Vor zwei Jahren begann TPG mit seiner ersten Investition in DirecTV und erwarb für 1,6 Milliarden Dollar einen 30-prozentigen Anteil von AT&T. Nun hat TPG einen Deal zur Übernahme der restlichen 70 Prozent vereinbart, wobei 2 Milliarden Dollar durch Eigenkapital finanziert werden sollen. Gleichzeitig wird DirecTV mit dem angeschlagenen Dish Network von Charlie Ergens EchoStar fusioniert.
Obwohl Analysten wie Craig Moffett skeptisch bleiben, unterstützt TPG die bestehenden Internetangebote DirecTV Stream und Dish TV, die potenziell mit Kostenvorteilen gegenüber Angeboten wie YouTube TV punkten könnten. Dennoch ist die Wette von TPG darauf, dass die profitablen Satelliten-TV-Operationen DirecTVs selbst bei allmählichem Verlust von Abonnenten einen finanziellen Ertrag generieren können, im Gange.
Die wachsende Popularität von Streaming-Diensten wie Netflix und Hulu sowie Direktangebote von Medienriesen wie Disney und Paramount stellt die Satelliten-TV-Branche vor immense Herausforderungen. Gleichwohl scheint TPGs Strategie aufzugehen: Seit dem ersten Investment hat die Beteiligungsgesellschaft bereits Dividenden erhalten, die die initiale Investition übersteigen.
AT&T und TPG blieben bei Anfragen für Kommentare zurückhaltend, doch AT&T ließ verlauten, seit der 2021 erfolgten Transaktion und dem Cashflow von DirecTV insgesamt 19 Milliarden Dollar an Ausschüttungen erhalten zu haben, zusätzlich zu den 7,6 Milliarden Dollar, die TPG für die vollständige Übernahme zahlen wird.
Die Finanznot innerhalb der Telekommunikationsbranche bietet Beteiligungsgesellschaften wie TPG Chancen, in angeschlagene Unternehmen zu investieren und diese zu restrukturieren. Bekannt für die Sanierung finanziell angeschlagener Unternehmen, sieht TPG nun auch im Satelliten-TV eine Möglichkeit zur Wertsteigerung.
Führungskräfte von EchoStar wie Hamid Akhavan bezeichnen das geplante Schuldenmanagement im Zuge der Fusion als vorteilhaft für alle beteiligten Parteien: „Wir haben es so positioniert, dass es für alle Beteiligten ein signifikanter Gewinn ist. Ob sie es ebenso sehen, bleibt ihnen überlassen.“