Tesla, der Pionier der Elektrofahrzeugbranche und stets im Rampenlicht stehend, hat Wall Street seit seinem Börsengang vor über einem Jahrzehnt polarisiert und für reichlich Gesprächsstoff gesorgt. Schon vor dem Börsengang äußerte der Finanzguru Jim Cramer Zweifel an der Zukunft des Unternehmens. Diese waren nicht unbegründet, denn es gab seit fast einem Jahrhundert kein erfolgreiches Automobil-Start-up mehr in den USA, geschweige denn im Bereich der Elektrofahrzeuge. Zudem war Tesla damals noch nicht profitabel und die Wirtschaft kämpfte mit den Nachwirkungen der schlimmsten Finanzkrise seit der Weltwirtschaftskrise.
Dennoch hat Tesla die Skeptiker Lügen gestraft und seine Aktien haben seit ihrem ersten Handelstag um über 17.000% zugelegt. Diese fulminante Kursentwicklung hat Tesla zur wertvollsten Automobilmarke der Welt gemacht und Konkurrenten wie Toyota, Ferrari, General Motors und Ford hinter sich gelassen. Doch bei einem Umsatzvergleich der führenden Automobilhersteller fällt Tesla auf den elften Platz zurück. Nachdem der Aktienkurs im November 2021 ein Allzeithoch von 414,50 USD (splitbereinigt) erreichte, gab es kürzlich beträchtliche Kursrückgänge. Steht Tesla das Beste noch bevor oder sind die glanzvollsten Tage vorbei?
Ein zentraler Kritikpunkt an Tesla bleibt die Bewertung des Unternehmens. Skeptiker fragen sich, warum Tesla den höchsten Börsenwert hat, obwohl es nicht die größten Umsätze generiert.
Ich sehe zwei wesentliche Gründe für die hohe Bewertung der Tesla-Aktie:
1. Gewinnwachstum und Profitabilität von TSLA: Investoren sind bereit, einen Aufpreis für ein schnell wachsendes Unternehmen zu zahlen, das auch künftig hohes Wachstumspotenzial aufweist. Beispielsweise erwirtschaftete General Motors 2023 einen Bruttogewinn von rund 19 Milliarden USD nach 115 Jahren Geschäftstätigkeit. Im Vergleich dazu erzielte Tesla einen Bruttogewinn von 13,4 Milliarden USD, obwohl das Unternehmen viel jünger ist. Das verdeutlicht Teslas Fähigkeit, schneller als die Konkurrenz zu wachsen und Marktanteile zu erobern.
2. Tesla ist mehr als nur ein Autohersteller: Oft wird übersehen, dass Tesla in mehreren wachstumsstarken Bereichen aktiv ist, wie Solarenergie, Ladesäulen für Elektrofahrzeuge und der Technologie für autonomes Fahren. Technologieunternehmen genießen in der Regel höhere Bewertungen als Automobilhersteller – Tesla vereint beides in sich.
Elon Musk, oft als exzentrischer Visionär gesehen, hat mit seiner Tatkraft den Wert des Unternehmens enorm gesteigert, auch wenn seine Zeitpläne nicht immer eingehalten wurden. Ein Beispiel dafür ist die zweimal verschobene Enthüllung des Robotaxis, die nun am 10. Oktober auf dem Warner Brothers Campus stattfinden soll. Robotaxis könnten das Geschäftsmodell von Tesla drastisch verändern, indem Fahrzeugbesitzer ihre Autos für Fahrdienste wie Uber nutzen könnten, ohne selbst am Steuer sitzen zu müssen. Diese neue Einnahmequelle eröffnet massive Chancen, obwohl Tesla sich im Wettbewerb mit Waymo, einer Tochtergesellschaft von Alphabet, befindet. Eine Studie von ARK Invest zeigte zudem, dass Teslas Technologie für autonomes Fahren 18 Mal sicherer ist als der durchschnittliche US-amerikanische PKW.
Elon Musk hat kürzlich die amerikanische Notenbank für ihren zögerlichen Umgang mit Zinssenkungen kritisiert. Ende letzten Monats bestätigte Fed-Chef Jerome Powell jedoch bevorstehende Zinssenkungen, was die Finanzierung von hochpreisigen Anschaffungen wie Elektroautos günstiger macht.
Ende letzten Jahres wurde in Nordamerika der futuristisch anmutende Cybertruck ausgeliefert. In meiner Heimat Miami sind bereits zahlreiche Cybertrucks unterwegs. Mit steigender und effizienterer Produktion wird dieser auch in anderen Regionen Nordamerikas präsenter werden. Außerdem plant Tesla eine Asientour für den Cybertruck, was auf eine zukünftige Marktexpansion hindeutet.
China, mit über 50% der weltweiten EV-Verkäufe der größte Markt, zeigte im August einen deutlichen Verkaufsanstieg für Tesla. Mit über 60.000 verkauften Fahrzeugen übertraf Tesla die Juli-Zahlen um 37% und erlebte damit den stärksten Monat des Jahres 2024.
Kürzlich haben die Tesla-Aktien zwei positive Signale ausgelöst: Erstens durchbrach der Kurs eine seit Juli bestehende Abwärtstrendlinie und zweitens überquerte der 50-Tage-Durchschnitt den 200-Tage-Durchschnitt, was als „Golden Cross“ bekannt ist.
Seit dem Börsengang hat Tesla trotz vieler Widrigkeiten immer wieder überrascht und einen enormen Mehrwert für die Aktionäre geschaffen. Auch wenn Tesla derzeit eine Flaute erlebt, sprechen mehrere Indikatoren dafür, dass TSLA bis 2025 wieder zu den Spitzenreitern gehören wird.