Die Pharmaindustrie steht vor einer signifikanten Veränderung: Die Tendenz zur Konzentration auf das Kerngeschäft zwingt Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken. Diese Entwicklung betrifft auch deutsche Schwergewichte wie Bayer und Merck, die nun vor der Entscheidung stehen, ob sie dem Trend folgen und ihre Unternehmensstrukturen ändern sollen.
Globale Pharmakonzerne wie Johnson & Johnson, Novartis und Sanofi haben bereits begonnen, ihre Randgeschäfte abzustoßen und sich auf die Erforschung und Herstellung margenstarker Medikamente zu konzentrieren.
Die Aufspaltung ihrer nicht zentralen Geschäftsbereiche spiegelt eine Strategie wider, die darauf abzielt, sich auf das strategisch wichtige Kerngeschäft zu konzentrieren und gleichzeitig die finanziellen Ressourcen für teure Zukäufe zu schaffen.
Bayer unter Druck
Für Bayer, das in den Bereichen Pharma, Consumer Health und Agrarchemie tätig ist, erhöht dieser Trend den Druck, seine Geschäftsstruktur zu überdenken.
Investoren fordern seit Langem eine Abspaltung der rezeptfreien Medikamente, um die hohen Schulden zu tilgen und die Entwicklung neuer, umsatzstarker Medikamente zu finanzieren.
Vorbilder und Herausforderungen
Unternehmen wie Sanofi setzen mit der Abspaltung ihrer Consumer-Healthcare-Sparte Maßstäbe in der Branche.
Diese Entwicklung zeigt, dass die Aufspaltung von Geschäftsbereichen nicht nur eine finanzielle Notwendigkeit ist, sondern auch strategische Chancen bietet.
Auch für Merck steigt der Handlungsdruck. Mit Rückschlägen in der Medikamentenentwicklung und einem vielfältigen Portfolio, das von Laborausrüstung bis hin zur Spezialchemie reicht, könnten Aufspaltungsgedanken auch für Merck an Bedeutung gewinnen. Die Entscheidung liegt jedoch vor allem bei der Familie Merck, die den Großteil der Anteile hält.
Patentabläufe und Marktdynamik
Nicht nur Bayer und Merck stehen vor Herausforderungen. Viele Pharmaunternehmen müssen sich auf bevorstehende Patentabläufe vorbereiten und ihr Portfolio durch neue Medikamentenkandidaten stärken. Dies führt zu einer erhöhten M&A-Aktivität in der Branche, wie die zahlreichen milliardenschweren Übernahmen in 2023 zeigen.
Die Prognosen für 2024 sind positiv: Analysten erwarten eine Fortsetzung der starken Transaktionsaktivität, bevor sie sich in den folgenden Jahren normalisiert. Unternehmen werden voraussichtlich in Bereichen wie Onkologie, Immunologie, Gewichtsabnahme und Herz-Kreislauf investieren.
Zusammenfassend steht die Pharmaindustrie vor einem Jahr der strategischen Neuausrichtung und des Wandels. Für Bayer und Merck könnte dies bedeuten, dass sie ihre Geschäftsstrukturen anpassen müssen, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu bleiben. Die Entscheidungen, die sie treffen, werden nicht nur ihre eigene Zukunft, sondern auch die Dynamik des gesamten Pharma-Marktes prägen.