In der komplexen Bühne der geopolitischen Beziehungen fallen Ungarn und die Türkei erneut auf – diesmal in ihrem abgestimmten Widerstand gegen Schwedens Bestrebungen, Mitglied der NATO zu werden. Diese Allianz zwischen Budapest und Ankara ist keinesfalls eine Laune des Schicksals, sondern zeugt von einer strategischen Diversifikation ihrer Außenpolitik. Beide Nationen suchen aktiv die Zusammenarbeit mit Russland, ohne sich dabei ausschließlich in die westlichen Bündnisstrukturen einzufügen.
Ungarn betreibt eine gezielte Außenwirtschaftspolitik durch die Stärkung der Beziehungen zu Ländern wie der Türkei, aber auch Staaten des Südkaukasus und Zentralasiens. Die Erschließung dieser Regionen erscheint Budapest als vorteilhaft, um der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Deutschland zu entgehen. Ein wesentlicher Antrieb dieser Orientierung ist zudem die Beschaffung von Energie, für die diese Länder eine bedeutende Quelle darstellen. Dieses strategische Manöver machte sich 2018 auch institutionell bemerkbar, als Ungarn den Beobachterstatus in der Organisation der Turkstaaten erhielt, was die Kooperation mit der Türkei und weiteren Ländern der relevanten Regionen unterstreicht.
Die konzertierte Aktion Ungarns und der Türkei im NATO-Kontext fördert nicht nur ihre ohnehin wachsende Zusammenarbeit, sie illustriert zugleich ein Zeichen der Unabhängigkeit beider Staaten im Rahmen eines Bündnisses, das traditionell von einheitlichen Standpunkten geprägt ist.