Die Sichtung der energiewirtschaftlichen Landschaft offenbart: Die Stahlbranche markiert einen wesentlichen Pfeiler für die Realisierung der ehrgeizigen Wasserstoffambitionen Deutschlands. Im Rahmen der E-world Energiemesse in Essen hob Kerstin Maria Rippel, die Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Stahl, die tragende Rolle des Sektors hervor. Bis 2030 prognostiziert die Industrie einen Bedarf von 600.000 bis 850.000 Tonnen grünen Wasserstoffs, um die avisierten Direktreduktionsanlagen zu betreiben, welche als umweltfreundliche Alternative zu konventionellen Hochöfen gelten.
Die Relevanz des Stahls erstreckt sich zudem auf die Umsetzung von nachhaltigen Energietechnologien. Die Erzeugung von einem Megawatt Leistung in Photovoltaiksystemen erfordert bis zu 45 Tonnen Stahl. Offshore-Windturbinen stellen eine noch höhere Anforderung mit bis zu 180 Tonnen Stahl pro Megawatt. Rippel zeichnet das Bild eines effizienten Kreislaufs: Die Stahlerzeugung liefert das Grundmaterial für Anlagen, die erneuerbare Energien produzieren und transportieren, und jene Energien sind wiederum essenziell für die Herstellung von nachhaltigem Stahl.
Mit einem gegenwärtigen Jahreskonsum von rund 12 Terawattstunden Strom steht die Stahlindustrie jedoch vor gewaltigen Herausforderungen. Schätzungen deuten darauf hin, dass der Strombedarf bis 2030 auf 24 Terawattstunden ansteigen könnte, und inklusive des Energieaufwands für grünen Wasserstoff ergäbe sich eine zusätzliche Nachfrage von 48 Terawattstunden. Zum Vergleich: Der gesamte Stromverbrauch Deutschlands lag im Jahr 2023 laut Bundesnetzagentur bei etwa 457 Terawattstunden. Rippel unterstreicht, wie zentral eine grüne, zuverlässige und erschwingliche Energieversorgung für den angestrebten industriellen Wandel ist.
Im Zuge dieser Transformation ist die Stahlindustrie auf eine intensive Kooperation mit der Energiewirtschaft angewiesen, betont Rippel. Nur so kann der Übergang zu einer nachhaltigen Stahlproduktion gelingen und zu einer signifikanten Reduzierung des CO2-Fußabdrucks in der Energiebranche beitragen.