Wolodymyr Selenskyj, der Präsident der Ukraine, zeigte sich offen für direkte Verhandlungen mit Russlands Staatschef Wladimir Putin, allerdings unter klaren Vorbedingungen. In einem Videointerview mit Piers Morgan betonte Selenskyj, dass an dieser möglichen Gesprächsterrunde die Ukraine, Russland, die USA und Europa beteiligt sein müssten. Morgan, bekannt für seine Nähe zum ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, führte das Interview vermutlich mit dem Ziel, die konservative Wählerschaft in den USA zu erreichen.
Selenskyj erklärte, dass er trotz der verfahrenen Situation auf Frieden hoffe. Er sei bereit, an solchen Gesprächen teilzunehmen, wenn dies der einzige Weg sei, den ukrainischen Bürgern Frieden zu bringen und weitere Verluste zu vermeiden. Seine Haltung gegenüber Putin bleibt klar: Selenskyj betrachtet ihn als Feind und ist überzeugt, dass dies umgekehrt ebenso gilt.
Gleichzeitig stellt Trump, der weiterhin Einfluss in der Ukraine-Frage ausübt, Forderungen nach einem Ende des Krieges, der sich mittlerweile über fast drei Jahre erstreckt. Putin hingegen betont seine angebliche Bereitschaft zu Verhandlungen, sieht jedoch die Verantwortung bei Selenskyj, der laut einem Erlass von 2022 Gespräche mit Russland angesichts der geopolitischen Lage als unmöglich betrachtet.
Selenskyj nutzte das Gespräch auch, um dem Argument des Kremls entgegenzutreten, dass seine Legitimität als Präsident fraglich sei. Er erinnerte an seinen Wahlsieg 2019 mit 73 Prozent der Stimmen und wies darauf hin, dass Wahlen während des Krieges rechtlich und praktisch unmöglich seien. Dennoch versicherte er, dass nach dem Ende des Krieges demokratische Wahlen in der Ukraine stattfinden würden.
Ein weiterer brisanter Punkt des Interviews war die Frage nach einer nuklearen Bewaffnung der Ukraine. Selenskyj stellte die provokative Frage, welche Sicherheitsgarantien sein Land bekommen würde, wenn sich der Nato-Beitritt verzögere. Bezugnehmend auf das Jahr 1994, als die Ukraine ihre letzten sowjetischen Nuklearwaffen gegen vage Sicherheitszusagen abgab, wies er auf ein mögliches Unterstützungspaket hin, das auch Atomwaffen beinhalten könnte.