Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat die Einberufung des Nato-Ukraine-Rates angestoßen, um die Luftverteidigung seiner Nation nach dem Muster Israels zu stärken. In seiner am Dienstagabend veröffentlichten Videobotschaft kündigte er an, eine Anfrage für die Bereitstellung von Flugabwehrsystemen und Raketen an den Rat zu stellen. Selenskyj verwies dabei auf das Anrecht der ukrainischen Bevölkerung auf Schutz vor Terrorattacken, ein Recht, das vor Kurzem auch Israel beim Zurückschlagen eines iranischen Großangriffs mit einer Vielzahl von Drohnen und Raketen unter Beweis stellte.
Die Ukraine sieht sich, nach Selenskyjs Aussagen, ähnlichen Bedrohungen durch Raketen- und Drohnenangriffe ausgesetzt, wobei der Schutz von Menschenleben universell priorisiert werden müsse. Das osteuropäische Land bemängelt eine nicht ausreichende internationale Unterstützung und drängt auf handfeste Hilfen der Verbündeten. Der Vergleich zur Abwehrfähigkeit Israels wurde von Selenskyj bereits in einer Rede am Montag gezogen, in der er eine wirksame kollektive Verteidigung seitens der Verbündeten anmahnte.
Nachdem der Rat im Januar auf Bitten Kiews zusammenkam, um über verstärkte russische Raketenangriffe zu beraten, wurde Kritik laut, dass konkrete Handlungen auf sich warten ließen. Der Rat, dessen Gründung im vergangenen Sommer auf einem Nato-Gipfel in Litauen beschlossen wurde, soll Kooperationen vertiefen und die Ukraine auf einen möglichen Nato-Beitritt vorbereiten, sofern bestimmte Kriterien erfüllt sind, wie die Beendigung des russischen Angriffskrieges und eingeleitete Reformen im Land.
In seiner Rede hob Selenskyj auch die Anstrengungen des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz hervor. Scholz hatte sich in Peking mit Chinas Spitzenpolitiker Xi Jinping getroffen und die Bedeutung Chinas auf dem internationalen Parkett betont. Laut Selenskyj könnte China wesentlich zur Herstellung eines gerechten Friedens in der Ukraine beitragen. Ein Weltfriedensgipfel in der Schweiz, geplant für Juni, soll dabei ebenso die Basis sein, an der China, jedoch nicht Russland, teilnehmen wird. Chinas eigener Friedensvorschlag fand in der Ukraine wenig Zustimmung. Selenskyj besteht auf seinen Friedensplan, der den Rückzug russischer Truppen aus der Ukraine fordert - ein Ansinnen, das von Russland als unrealistisch abgetan wird. China wiederum signalisierte, eine Friedenskonferenz nur zu unterstützen, wenn daran Ukraine und Russland gleichermaßen partizipieren.
Weitere entscheidende Gespräche über die Unterstützung der Ukraine finden im Kontext des G7-Treffens auf Capri und des EU-Gipfels in Brüssel statt. Dabei soll Selenskyj per Video die Lage im Konflikt mit Russland erläutern. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und dem ukrainischen Außenminister Dmytro Kuleba werden auch auf Capri erwartet, während für Deutschland Außenministerin Annalena Baerbock anwesend ist. Die G7 umfassen neben Deutschland auch die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan, wobei Italien in diesem Jahr den Vorsitz innehat.