Die schwächelnde Weltkonjunktur hat auch zum Jahresende 2022 Auswirkungen auf die exportorientierte deutsche Wirtschaft. Laut dem Statistischen Bundesamt sind die Warenausfuhren 'Made in Germany' im November gegenüber dem Vormonat überraschend deutlich um 3,7 Prozent gestiegen und die Industrie hat etwas mehr Aufträge erhalten als im Oktober. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sind die Exporte jedoch um 5 Prozent gesunken und die Bilanz der ersten elf Monate fällt negativ aus. Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft bleiben vorerst trübe, so Volkswirte.
Insgesamt beliefen sich die deutschen Exporte im November auf einen Wert von 131,2 Milliarden Euro. In den ersten elf Monaten des Jahres 2022 sanken die Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozent auf 1436,5 Milliarden Euro. Die Importe nahmen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,2 Prozent auf 110,8 Milliarden Euro ab, stiegen aber leicht um 1,9 Prozent im Vergleich zum Oktober.
Volkswirt Carsten Brzeski von der ING Gruppe erklärt, dass die weltweite Nachfrageabkühlung und der Krieg in Gaza, der zu Spannungen im Suezkanal geführt hat, die strukturellen Probleme in Deutschland verschärfen. Die Nettoexporte belasteten die Wirtschaft seit Anfang 2022 in vier von sechs Quartalen.
Im Gesamtjahr 2022 erzielte der deutsche Außenhandel auch aufgrund teilweise deutlicher Preiserhöhungen ein Rekordergebnis. Die Auswirkungen lassen sich jedoch nicht genau beziffern, da es keine preisbereinigten Daten zum Außenhandel gibt.
Neben den exportbezogenen Herausforderungen belastet auch die schwache Nachfrage aus dem Ausland die deutsche Industrie. Die Bestellungen in der deutschen Industrie stiegen im November gegenüber dem Vormonat um 0,3 Prozent, blieben damit aber unter den Erwartungen der Analysten, die mit einem Plus von 1,1 Prozent gerechnet hatten. Während sich laut dem Statistischen Bundesamt der Auftragseingang aus dem Inland in zentralen Bereichen stabilisiert hat, belastet die schwache Auslandsnachfrage, insbesondere aus dem Euroraum, weiterhin die Industriekonjunktur.
Ökonomen wie Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, erwarten nach einem Rückgang des BIP um 0,3 Prozent im vergangenen Jahr eine ähnliche Entwicklung auch für 2023. Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung prognostiziert sogar einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 Prozent. Die Experten führen dies unter anderem auf die Schuldenbremse zurück, die Investitionen in den Klimaschutz und die Infrastruktur erschwert. Sie fordern eine Reform der Schuldenbremse sowie Ausnahmen für dringende Investitionen.