Russische Streitkräfte haben nach inoffiziellen Berichten die Bergarbeiterstadt Wuhledar in der Ostukraine unter ihre Kontrolle gebracht. Am Nachmittag erschienen in russischen Militärblogs Fotos, die russische Flaggen auf mehreren Gebäuden der Stadt zeigten, die seit 2022 ein stark befestigter Vorposten der ukrainischen Armee war. Auch ukrainische Militärbeobachter markierten die Stadt auf ihren Karten als russisch kontrolliert. Der Gouverneur des Gebiets Donezk, Wadym Filaschkin, gab schon am Mittag an, dass russische Truppen bis ins Stadtzentrum vorgedrungen seien. "Die Kämpfe finden im Stadtgebiet statt. Daher ist es fast nicht mehr möglich, humanitäre Hilfe hinzubringen", sagte er einem ukrainischen Nachrichtensender. Von den ehemals knapp 15.000 Einwohnern sind nur noch 107 im Stadtgebiet verblieben. Eine offizielle Bestätigung aus Kiew für den Fall von Wuhledar lag zunächst nicht vor. Indirekt ließ sich die Entwicklung jedoch aus den Berichten des ukrainischen Generalstabs ablesen. Während der Generalstab am Morgen noch Kämpfe um Wuhledar erwähnte, fehlte der Name der Stadt im Nachmittagsbericht. Die russische Armee hatte wiederholt versucht, die Stadt einzunehmen, dabei jedoch hohe Verluste erlitten. Zuletzt gelang es den russischen Truppen, den stark befestigten Vorposten im Osten und Westen zu umgehen und die Stadt zu umzingeln. Parallel dazu meldete das russische Militär die Eroberung von zwei weiteren Ortschaften. Wyschnewe im Gebiet Charkiw nahe der Grenze zur Region Luhansk sei nun unter russischer Kontrolle, so das Verteidigungsministerium in Moskau. Ukrainische Berichte sprechen jedoch von abgewehrten Angriffen in dieser Region. Zudem gab Moskau die Kontrolle über das Dorf Krutyj Jar im Donezker Gebiet bekannt. Hier dauern die Kämpfe laut ukrainischem Generalstab weiterhin an, obwohl es schon seit mehreren Tagen als russisch kontrolliert gilt. Seit Monaten ist die russische Armee in der Ostukraine auf dem Vormarsch. Die Lage verschlechterte sich weiter, als mehrere ukrainische Brigaden nach einem Vorstoß ins russische Grenzgebiet Kursk im August verlegt wurden. Seither konnten russische Truppen mehrere Kleinstädte einnehmen. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen die russische Invasion.