17. Januar, 2025

Wirtschaft

Protestwelle bei ZF gegen Stellenabbau: Spannungen in der Automobilindustrie nehmen zu

Protestwelle bei ZF gegen Stellenabbau: Spannungen in der Automobilindustrie nehmen zu

Die Beschäftigten des Autozulieferers ZF haben an einem bundesweiten Aktionstag eindrucksvoll gegen die geplanten Stellenkürzungen des Konzerns demonstriert. Laut ZF-Gesamtbetriebsratschef Achim Dietrich beteiligten sich über 20.000 Mitarbeiter an den Protestaktionen. Am Firmensitz in Friedrichshafen allein versammelten sich mehrere Tausend Beschäftigte. Dietrich nannte die Veranstaltung nachdrücklich eine Rekordbegegnung und betonte die Dringlichkeit von Investitionen in deutsche Standorte anstelle von Stellenstreichungen.

ZF hatte angekündigt, in den nächsten vier Jahren bis zu 14.000 Arbeitsplätze in Deutschland abzubauen. Dieses Vorhaben ist Teil eines Plans zur Straffung der unternehmerischen Strukturen und zur Bildung mehrerer neuer Standortverbünde. Der Gesamtkonzern beschäftigt deutschlandweit etwa 54.000 Menschen und zählt zu den größten Autozulieferern des Landes. Der spezifische Umfang der Stellenreduzierungen an den 35 Standorten bleibt noch zu definieren und wird in den kommenden Wochen konkretisiert, so der Vorstand. Der Konzern sieht sich seit Längerem mit hohen Schulden und signifikantem Investitionsdruck konfrontiert.

Besonders betroffen von den Kürzungen sind nicht nur Produktionsbereiche, sondern auch Verwaltung sowie Forschung und Entwicklung. Dietrich, der sich auch bei den anstehenden Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie engagiert, betonte die Lebensnotwendigkeit der Arbeitsplätze und deren Bedeutung für die Kaufkraft. Trotz der Unsicherheiten bleibt er optimistisch, dass die Protestaktionen zu erfolgreichen Verhandlungen führen könnten.

Der Druck auf die deutsche Automobilbranche wächst, wie aktuelle Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) verdeutlichen: Der Absatz neuer Autos ist im August im Vergleich zum Vorjahresmonat drastisch zurückgegangen, vor allem wegen der schwachen Nachfrage nach Elektroautos. Auch die Verkaufszahlen anderer Antriebsarten sind teilweise stark rückläufig. Besonders besorgniserregend ist die Lage bei Volkswagen, wo Werksschließungen und Entlassungen drohen.

ZF-Personalvorständin und Arbeitsdirektorin Lea Corzilius betonte, dass ZF sich den herausfordernden Rahmenbedingungen der Branche nicht entziehen könne. Die Verzögerungen bei der E-Mobilität und die hohen Produktionskosten in Deutschland erforderten zwingend eine strategische Neuorientierung des Unternehmens. Corzilius erklärte, dass das Ziel darin bestehe, möglichst viele langfristig sichere Arbeitsplätze zu erhalten und die deutschen Standorte nachhaltig wettbewerbsfähig und solide aufzustellen.