11. Oktober, 2024

Wirtschaft

Ostküsten-Streik: Drohender Kollaps für US-Wirtschaft

Ostküsten-Streik: Drohender Kollaps für US-Wirtschaft

Eine Arbeitsniederlegung an den Häfen entlang der Ost- und Golfküste der USA könnte die Wirtschaft schwer treffen und das erste Mal seit 1977 die Logistikbranche zum Erliegen bringen. Mitglieder der International Longshoremen's Association (ILA) planen ab Dienstag einen Streik an drei Dutzend Einrichtungen, verteilt auf 14 Hafenbehörden. Bislang gibt es wenig Anzeichen für einen möglichen Kompromiss zwischen der ILA und der United States Maritime Alliance (USMX), die die großen, überwiegend ausländischen Schifffahrtsunternehmen repräsentiert.

Ein solcher Streik könnte den Transport diverser Güter, von Bananen über europäische Weine bis hin zu Autoteilen, stark behindern, was zu Engpässen und Preisanstiegen führen könnte. Insbesondere der Hafen von New York und New Jersey, der drittgrößte des Landes, wäre betroffen. Auch der Hafen von Wilmington in Delaware, der als führender Bananenhafen gilt, und der Hafen von Baltimore, der größte US-amerikanische Hafen für Autoimporte, stehen im Fokus.

Die Auswirkungen eines einwöchigen Streiks könnten laut der Anderson Economic Group die US-Wirtschaft bis zu 2,1 Milliarden Dollar kosten. Besonders stark betroffen wären verderbliche Waren, deren Verzögerung Verluste von 1,5 Milliarden Dollar verursachen könnte. Transportfirmen und streikende Arbeiter würden Verluste von 400 Millionen Dollar bzw. 200 Millionen Dollar hinnehmen müssen.

Trotz erheblicher Differenzen in den Lohnverhandlungen, bei denen die USMX eine Lohnerhöhung von über 40 Prozent über sechs Jahre anbietet, fordert die ILA eine Steigerung um 77 Prozent. Bisher weigert sich die Gewerkschaft, persönliche Verhandlungen zu führen, was zu einem Stillstand in den Gesprächen geführt hat.

Die Biden-Administration hat über das Wochenende versucht, die Parteien zu einer Einigung zu bewegen, jedoch bislang ohne Erfolg. Unternehmen und Wirtschaftsverbände, die stark von den Hafenoperationen abhängig sind, fordern eine Intervention der Regierung, um den drohenden Streik abzuwenden. Dies geschieht vor dem Hintergrund der jüngsten Schäden durch Hurrikan Helene, die schon erheblichen wirtschaftlichen Druck verursacht haben.

Senator Tim Scott und Matthew Shay, CEO der National Retail Federation, haben ebenfalls an die ILA appelliert, den Streik wegen der Hurrikanschäden zu verschieben. Dennoch sind die meisten Hilfsgüter nicht auf dem Seeweg unterwegs, wodurch die Auswirkungen auf die Hurrikanhilfe begrenzt bleiben dürften.

Die US-Chamber of Commerce fordert Präsident Biden auf, den Taft-Hartley Act anzuwenden, um die Häfen offen zu halten. Biden hat jedoch erklärt, er ziehe keine Anwendung dieses Gesetzes in Betracht, da er an kollektives Verhandeln glaubt.

Die ILA hat klargestellt, dass auch im Falle einer Zwangsarbeit die Effektivität stark abnehmen könnte. LKA-Präsident Harold Daggett betonte, dass Zwangsmaßnahmen die Motivation und damit den Arbeitsausstoß drastisch reduzieren würden.