09. November, 2024

Wirtschaft

Munich Re-Chef fordert wirtschaftliche Rosskur für Deutschland

Munich Re-Chef fordert wirtschaftliche Rosskur für Deutschland

In einer ungewöhnlich deutlichen Stellungnahme hat Joachim Wenning, Vorstandsvorsitzender der Munich Re, weitreichende wirtschaftliche Reformen in Deutschland angemahnt. Anlässlich der Hauptversammlung des Konzerns artikulierte Wenning seine Sorge über die Stagnation der Industrieproduktion und die wachsende Tendenz, Kapital für Investitionen vermehrt außerhalb Deutschlands zu binden. Die nachdrückliche Forderung nach einem 'umfassenden Programm zum Turnaround' unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf, den Wenning sieht – ungeachtet der politischen Popularität solcher Maßnahmen.

In seiner Rede wies der Manager darauf hin, dass die letzte große politische Reform, die Agenda 2010, bereits zwei Jahrzehnte zurückliege. Deutschland stehe nun, angesichts dramatischer demografischer Veränderungen, vor einer signifikanten Herausforderung: Bis zu 11 Millionen der derzeit 43 Millionen Erwerbstätigen könnten in den nächsten 25 Jahren aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Vor diesem Hintergrund appellierte Wenning angesichts der seit 60 Jahren sinkenden durchschnittlichen Jahresarbeitszeit pro Person für eine Ausweitung der Arbeitszeiten. Er hob hervor, dass sogar in Ländern wie Frankreich und Italien mehr gearbeitet werde als in Deutschland.

Traditionell politisch zurückhaltend, spiegelt der aktuelle Vorstoß des Munich Re-Chefs eine wachsende Frustration in der deutschen Wirtschaft wider. In Zeiten, in denen die Konjunktur durch globale Unsicherheiten herausgefordert wird, plädierte Wenning auch für eine zeitweise höhere Neuverschuldung des Bundes, um Investitionen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Damit distanziert er sich von den Forderungen nach strikter Einhaltung der Schuldenbremse, welche besonders von Union und FDP vertreten wird.