11. September, 2024

Unternehmen

Milliardenspiel um Zukunftstechnologie: Northvolt-Batteriefabrik sichert Deutschlands E-Auto-Macht

700 Millionen Euro trotz Haushaltsmisere - Warum die deutsche Autoindustrie auf Northvolt angewiesen ist

Milliardenspiel um Zukunftstechnologie: Northvolt-Batteriefabrik sichert Deutschlands E-Auto-Macht
Northvolt-Batteriefabrik: Schlüssel zur deutschen E-Auto-Zukunft und Schutz vor globaler Abhängigkeit.

In Heide, Schleswig-Holstein, überwiegen Freude und Erleichterung. Nur wenige Tage nach dem Verfassungsrichter-Urteil, das den Klima- und Transformationsfonds um 60 Milliarden Euro erleichterte, erreichte Northvolt eine erfreuliche Nachricht vom Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck:

Die Förderung fließt, trotz des knappen Budgets der Ampel. Die Summe von rund 700 Millionen Euro zeigt vor allem eines: Northvolt ist weitaus wichtiger, als es auf den ersten Blick erscheinen mag.

Die politische Dimension der Förderung

Die Bedeutung des schwedischen Unternehmens für die deutsche Autoindustrie ist von enormer Tragweite. Stefan Bratzel, Professor für Automotive Management, betont:

„Deutsche und europäische Hersteller haben einen erheblichen Standortnachteil bei der Beschaffung von Batteriekomponenten.“

Northvolt, als einer der wenigen Zellhersteller ohne asiatische Mutterkonzerne, rückt somit in den Mittelpunkt des Interesses.

Ein Wettbewerb mit 30 Jahren Rückstand

Deutschland sieht sich im Wettbewerb mit Regionen, die bereits 30 Jahre Vorsprung in der Massenfertigung von Lithium-Ionen-Zellen haben.

Energie im Detail: Lithium-Ionen-Zellen, die das Herzstück der Northvolt-Produktion bilden.

Die Analyse des Branchendienstes Benchmark Minerals zeigt, dass chinesische Batteriekonzerne fast 80 Prozent der Batterie-Wertschöpfungskette abdecken.

Ein Ungleichgewicht, das sich nicht nur in normalen Zeiten, sondern besonders in Krisensituationen nachteilig für deutsche Autobauer auswirken kann.

Die historischen Managementfehler der Autobranche

Der historische Managementfehler der deutschen Autobranche aus den 2010er Jahren rächt sich nun. Die Scheu vor eigenen Zellfertigungen und die Annahme, Batteriezellen kostengünstig in Asien beschaffen zu können, hat zu einem 30-jährigen Rückstand geführt.

Nun droht nicht nur ein Nachteil in der Zellbeschaffung, sondern auch die Gefahr, dass chinesische und koreanische Hersteller das Kerngeschäft der deutschen Zulieferer bedrohen.

Die strategische Bedeutung von Northvolt

Die politische Bedeutung, die Northvolt zuteilwird, geht über die Schaffung von 3000 direkten Arbeitsplätzen in Heide hinaus. Seit einem Jahr produziert das Unternehmen in Schweden Batteriezellen und hat bereits Aufträge im Wert von 55 Milliarden Euro in den Büchern. VW, größter Anteilseigner mit 20 Prozent, setzt stark auf die Schweden, während auch Volvo und BMW beteiligt sind.

Technologische Innovationen von Northvolt

Experten sind optimistisch bezüglich Northvolts technischer Leistungsfähigkeit. Der Batteriehersteller hat in den letzten Monaten mit Innovationen überrascht, darunter eine Natrium-Zelle, die ohne kritische Rohstoffe wie Lithium, Nickel und Kobalt auskommt. Diese Zelle könnte die Preise massiv reduzieren und chinesischer Dominanz entgegenwirken.

Die Förderung als Investition in die Zukunft

Die Förderung von Northvolt durch den deutschen Staat ist somit mehr als nur eine finanzielle Unterstützung. Es geht um die Sicherung der E-Auto-Macht Deutschlands, den Ausgleich eines 30-jährigen Rückstands und den Schutz vor potenzieller Abhängigkeit von asiatischen Konkurrenten. Die 700 Millionen Euro sind eine Investition in die Zukunft der deutschen Autoindustrie.