14. September, 2024

Politik

Logistik in Aufruhr: Gotthard- und Brenner-Chaos wirbelt Alpentransit durcheinander

Der Gotthardtunnel, eine entscheidende Transitachse in den Alpen, ist nach einem Zugunglück teilweise außer Betrieb. Das Chaos erstreckt sich auch auf den Brenner. Die Auswirkungen auf die Logistikbranche sind spürbar, während sich Verkehr von der Schiene auf die Straße verlagert.

Logistik in Aufruhr: Gotthard- und Brenner-Chaos wirbelt Alpentransit durcheinander
Verkehrschaos an den Alpen: Der Gotthardtunnel und Brennerübergang sind logistisch lahmgelegt, während Lastwagen sich über alternative Routen bewegen. Die Auswirkungen auf den Alpentransit und die Logistikbranche sind unübersehbar.

Gotthardtunnel: Ein Unfall mit weitreichenden Folgen

Das Jahr 2023 brachte einen dramatischen Wendepunkt für den Alpentransit, als im August ein Güterzug im Gotthardtunnel entgleiste, eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Nord- und Südeuropa beschädigte und die Logistikbranche vor Herausforderungen stellte. Mit nur einer nutzbaren Röhre des längsten Eisenbahntunnels der Welt wird der Warentransport beeinträchtigt.

Schon im ersten Halbjahr 2023 passierten mehr als 19 Millionen Tonnen Waren die Alpen, wobei der Gotthard für über die Hälfte des Transits verantwortlich war. Doch die Tunnelstörung drängt den Verkehr vermehrt auf die Straße. Matthias Wolf, Geschäftsführer von Kühne + Nagel in der Schweiz, betont die verstärkte Nutzung von Alternativen wie dem San-Bernadino- und dem Lötschberg-Tunnel.

Verlagerung von der Schiene auf die Straße

Trotz der Herausforderungen bleibt der Alpentransit erhalten, wobei Unternehmen wie Kühne + Nagel verstärkt Güter über Südhäfen importieren. Die Verlagerung zum Brenner als alternativem Alpenübergang, um Engpässe zu umgehen, wird zunehmend relevant.

Die Bedeutung der Schiene im Alpentransit ging bereits vor dem Gotthard-Chaos leicht zurück. Schätzungsweise 72,7 Prozent des Transits erfolgten 2023 auf der Schiene, ein Rückgang um 0,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Eine mangelnde Zuverlässigkeit des Schienengüterverkehrs durch die Alpen wirft jedoch Fragen auf.

Brennerpass: Streitpunkt und Engpass

Die Verzögerungen am Gotthardtunnel und die Blockabfertigungen am Brenner belasten nicht nur die Logistikbranche, sondern führen auch zu politischen Spannungen zwischen Österreich, Italien und Deutschland. Österreichs Bemühungen, den Lkw-Verkehr zu regulieren, stoßen auf Kritik und rechtliche Schritte seitens Italiens.

Der Brennerbasistunnel sollte die Lösung bieten, doch seine Fertigstellung verzögert sich weiter. Geplant für 2028, wird der Tunnel nun voraussichtlich erst nach 2032 in Betrieb gehen, während der Lkw-Verkehr weiter zunimmt und die Alpenüberquerung vor neue Herausforderungen stellt.