14. Dezember, 2024

Politik

Lindner schießt gegen das ZDF

Ein Foto, ein Vorwurf, ein Skandal. Christian Lindner greift den öffentlich-rechtlichen Rundfunk scharf an, nachdem das ZDF sein Bild für eine Dokumentation über „Superreiche“ nutzte – ohne Absprache. Die Diskussion trifft einen Nerv, der weit über den konkreten Fall hinausgeht.

Lindner schießt gegen das ZDF
Das ZDF nutzt Christian Lindners Foto für eine Doku über Superreiche, ohne ihn direkt um Stellungnahme zu bitten. Der FDP-Chef spricht von „Aktivismus statt Journalismus“.

Ein Bild, das für Aufsehen sorgt: Der ehemalige Finanzminister Christian Lindner hat das ZDF wegen eines Vorschaubilds in der Sendung „Background Check“ scharf kritisiert. In der Dokumentation über „Superreiche“ und die Kosten für die Gesellschaft wurde Lindners Foto prominent verwendet – angeblich ohne Zustimmung.

„Das ist kein Journalismus, das ist Aktionismus. Mit Geld der Gebührenzahler“, schrieb der FDP-Chef auf X (ehemals Twitter).

Seine Wortwahl hat es in sich, doch die Kontroverse wirft grundlegende Fragen über die Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auf.

Das ZDF rudert zurück – aber der Schaden ist angerichtet

Das ZDF reagierte schnell und räumte Fehler ein. Zwar komme Lindner im Beitrag zu Wort, doch die Wahl des Fotos sei „unangemessen“ gewesen. Man habe das Bild ausgetauscht und prüfe die Umstände der Produktion, ließ das ZDF über das Konto des Heute-Journals auf X verlauten.

Für Lindner scheint das Eingeständnis jedoch wenig auszureichen. Im eigentlichen Beitrag zitierte das ZDF eine Aussage des Politikers aus dem Jahr 2022, in der er sich kritisch zu einer Reichensteuer äußerte.

Doch eine direkte Anfrage oder ein ausführliches Interview mit Lindner fand offenbar nicht statt. Diese selektive Darstellung sei „einseitig und manipulativ“, kritisieren Unterstützer aus seinem Lager.

Die Netzgemeinde teilt aus – in alle Richtungen

In den sozialen Medien kochte die Debatte hoch. FDP-nahe Stimmen warfen dem ZDF mangelnde Objektivität vor. „Warum nutzt ein gebührenfinanzierter Sender das Bild eines Politikers für eine Dokumentation, in der er kaum zu Wort kommt?“, fragte die Politikberaterin Anastasia Vishnevskaya-Mann auf X.

Spott und Häme folgten prompt: „Die Reichen kosten euch gar nichts, liebes ZDF. Ihr lebt schließlich von Zwangsgebühren“, so ein weiterer Kommentar.

Doch die Kritik richtete sich nicht nur gegen die Bildauswahl. Ein weiterer Stein des Anstoßes war die Darstellung des Linkspartei-Mitarbeiters Maurice Höfgen als „Ökonom“. Höfgen, wissenschaftlicher Mitarbeiter eines Bundestagsabgeordneten der Linkspartei, wurde im Beitrag prominent platziert – ohne Hinweis auf seine parteipolitische Rolle.


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Michael Grosse-Brömer, Bundestagsabgeordneter der CDU, bezeichnete dies als „unseriöse Berichterstattung“ und ein „Vergehen gegen den öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag“.

Öffentlich-rechtlicher Rundfunk: Unter Druck wie nie zuvor

Der Vorfall reiht sich in eine Serie von Kontroversen ein, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den vergangenen Monaten erschütterten. Kritiker werfen ARD und ZDF immer wieder vor, ihre journalistische Neutralität zugunsten einer politischen Agenda zu verlassen.

Ein Beispiel war die ARD-Sendung „Die 100“, in der vermeintlich zufällige Bürger zu Wort kamen, die sich später als Laienschauspieler oder Lokalpolitiker anderer Parteien entpuppten.

Die Auseinandersetzung trifft ARD und ZDF in einer heiklen Phase. Beide Sender fordern derzeit eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 58 Cent auf monatlich 18,94 Euro – ein Anliegen, das vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelt wird. Angesichts solcher Skandale wird es für die Sender jedoch zunehmend schwer, die Akzeptanz in der Bevölkerung aufrechtzuerhalten.