12. Dezember, 2024

Unternehmen

KTM vor der Pleite: Wie der Traditionshersteller ins Schleudern geriet

Die Lage ist ernst: Der österreichische Motorradhersteller KTM kämpft mit sinkender Nachfrage, hohen Lagerbeständen und drastischen Kursverlusten. Der Mutterkonzern Pierer Mobility plant eine radikale Restrukturierung – doch die Zeit drängt.

KTM vor der Pleite: Wie der Traditionshersteller ins Schleudern geriet
Mit Kursverlusten von 45 Prozent an einem Tag und weiteren Rückgängen bleibt das Vertrauen der Anleger in die Sanierungsfähigkeit von KTM gering.

Krise im Hause KTM: Restrukturierung als letzte Chance

Mattighofen – Es ist eine Zäsur für den österreichischen Motorradhersteller KTM. Der Traditionsbetrieb, bekannt für seine Offroad-Bikes und Rennmaschinen, steht am Abgrund.

Der Mutterkonzern Pierer Mobility AG teilte mit, dass KTM ein gerichtliches Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragen wird. Ziel sei es, die existenzbedrohende Krise zu überwinden und die Marke zukunftssicher zu machen. Doch die Herausforderungen sind gewaltig.

Ein finanzieller Kraftakt

Die Situation ist prekär: KTM benötigt einen hohen dreistelligen Millionenbetrag, um die Liquidität zu sichern und den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten.

Laut Pierer Mobility seien die Chancen gering, dass diese Summe rechtzeitig aufgebracht werden könne. Die Folge: Eine deutliche Drosselung der Produktion in den nächsten zwei Jahren und ein massiver Stellenabbau.

„Wir haben keine Wahl. Die Lagerbestände sind zu hoch, die Nachfrage zu gering, und der Markt gibt uns derzeit keinen Spielraum“, so ein Insider aus dem Management.

Dramatischer Stellenabbau

Die Restrukturierung trifft vor allem die Mitarbeiter hart. Bereits in diesem Jahr wurden 700 Stellen gestrichen, nun sollen bis Anfang 2025 weitere 300 folgen. Auch die Produktion wird drastisch zurückgefahren: Zwischen Weihnachten und Ende Februar steht die Fertigung komplett still.

Nach der Kündigung von 700 Stellen plant KTM bis Anfang 2025 den Abbau von weiteren 300 Arbeitsplätzen – eine bittere Konsequenz der Marktkrise.

Der drastische Kurs verdeutlicht die Tiefe der Krise. Aktuell beschäftigt KTM in Österreich noch rund 5.000 Mitarbeiter, doch die Unsicherheit wächst.

Aktien im Sturzflug

Auch an der Börse hinterlässt die Krise deutliche Spuren. Nach einem Kursverlust von 45 Prozent am Dienstag fiel die Aktie der Pierer Mobility AG am Mittwoch erneut um zehn Prozent.

Mit einem Kurs von unter neun Euro befindet sich das Papier auf dem niedrigsten Stand seit 2013 – ein deutliches Signal des Marktes, das Vertrauen in eine baldige Sanierung ist gering.

Quelle: Eulerpool

Restrukturierungsverfahren: Hoffnung auf den ReO

Der Mutterkonzern hat bereits ein europäisches Restrukturierungsverfahren nach der Restrukturierungsordnung (ReO) eingeleitet. Dieses Verfahren soll es ermöglichen, mit bestimmten Gläubigern neue Bedingungen auszuhandeln, um eine Insolvenz abzuwenden.

Wichtig: Pierer Mobility betont, dass die Gruppe nicht überschuldet sei. Dennoch sei der finanzielle Druck immens, da das Unternehmen mit der eingebrochenen Nachfrage auf zentralen Märkten zu kämpfen habe.

Hohe Lagerbestände und schwächelnde Märkte

Die Ursachen der Krise liegen tief. Zum einen leidet KTM unter einem weltweiten Rückgang der Motorradnachfrage, zum anderen haben sich hohe Lagerbestände angehäuft, die Kapital binden und die Liquidität des Unternehmens belasten.

Auch die Produktion sei in der Vergangenheit nicht ausreichend an die Marktentwicklung angepasst worden, was zu Überkapazitäten führte.