12. September, 2024

Politik

Kriegsschiff-Debatte: Venezuela führt Militärübung vor Guyanas Küste durch

Kriegsschiff-Debatte: Venezuela führt Militärübung vor Guyanas Küste durch

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hat als Reaktion auf die Entsendung eines Kriegsschiffes durch Großbritannien eine Militärübung vor der Küste Guyanas angeordnet. Mit mehr als 5600 Angehörigen der Streitkräfte sollte eine 'defensive' Übung nahe der Grenze durchgeführt werden, erklärte Maduro in einer Fernsehansprache. Diese Maßnahme sei eine Antwort auf die 'Provokation und Bedrohung des Vereinigten Königreichs gegen den Frieden und die Souveränität unseres Landes', fügte er hinzu.

Der Konflikt entzündete sich an dem Gebiet Essequibo im Westen Guyanas, auf das Venezuela seit langem Anspruch erhebt. Dieses rohstoffreiche Gebiet umfasst etwa zwei Drittel des Nachbarlandes. Am 3. Dezember wurde in Venezuela ein umstrittenes Referendum abgehalten, bei dem sich angeblich 96 Prozent der Teilnehmer für den Anschluss von 'Guayana Esequiba' an Venezuela aussprachen. Dadurch entstanden Befürchtungen, dass Venezuela in der Region einmarschieren und einen Krieg auslösen könnte.

Berichten zufolge entsandte Großbritannien in den vergangenen Tagen als Zeichen der Unterstützung ein Kriegsschiff nach Guyana, einem Mitglied des Commonwealth. Das Patrouillenschiff 'HMS Trent' der Royal Navy sollte den regionalen Verbündeten besuchen. Das venezolanische Außenministerium wertete diese Entscheidung als 'Bedrohung' für den Frieden und die Stabilität der Region.

Vor zwei Wochen trafen sich die Präsidenten von Venezuela und Guyana zu einem Krisengespräch und vereinbarten einen Gewaltverzicht. Jegliche Kontroverse um das von Venezuela beanspruchte Gebiet solle im Einklang mit dem internationalen Recht geklärt werden, einschließlich eines Abkommens mit dem Vereinigten Königreich von 1966, das die damalige Kolonie Britisch-Guayana betraf.

Die aktuelle Situation basiert auf Grenzen, die 1899 in einem Schiedsspruch eines Pariser Tribunals festgelegt wurden, das US-amerikanische und britische Interessen berücksichtigte. Venezuela beruft sich auf ein Abkommen von 1966 mit dem Vereinigten Königreich, das eine Verhandlungslösung des Grenzstreits vorsah. Guyana hat den Internationalen Gerichtshof (IGH) angerufen, der die Angelegenheit prüfen soll, während Venezuela dessen Zuständigkeit ablehnt.

2015 wurden vor der Küste Guyanas immense Ölvorkommen entdeckt, was dem bisher ärmsten englischsprachigen Land Südamerikas das weltweit größte Wirtschaftswachstum bescherte.