14. September, 2024

Wirtschaft

Kosten im Wohnungsbau: IW schlägt Maßnahmen vor

Kosten im Wohnungsbau: IW schlägt Maßnahmen vor

Die steigenden Zinsen und Baupreise machen dem Wohnungsbau in Deutschland zu schaffen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nun ein Gutachten veröffentlicht, in dem es verschiedene Maßnahmen zur Senkung der Kosten vorschlägt. Die Autoren warnen vor Insolvenzen bei Projektentwicklern und Bauwirtschaft, die langfristig zu einer Reduzierung der Kapazitäten führen könnten. Um dem entgegenzuwirken, sind ihrer Meinung nach Verbesserungen der Rahmenbedingungen notwendig. Ein Konsens über die Bedeutung des Wohnungsbaus in Politik, Verwaltung und Wirtschaft sei dringend erforderlich.

Um die Einflussfaktoren auf Neubaupreise zu untersuchen, hat das IW rund 210.000 Kauf- und 365.000 Mietangebote von Neubauwohnungen mit zwei bis fünf Zimmern analysiert. Dabei wurden die Preise sowie Daten zur Ausstattung, Qualität und Lage berücksichtigt. Die Autoren haben keine Kostenanalyse durchgeführt, sondern untersucht, wie sich verschiedene Wohnungseigenschaften auf die Preise auswirken.

Das IW identifiziert insbesondere Chancen zur Kosteneinsparung bei der Ausstattung. Inserate für Wohnungen mit einfacher Ausstattung wiesen im Vergleich zu hochwertig ausgestatteten Wohnungen Preisabschläge von etwa 7,5 Prozent bei Mietangeboten und bis zu 15 Prozent bei Kaufinseraten auf. Zudem könnten Verzicht auf Tiefgaragen mit Preisabschlägen von 4 bis 9 Prozent und Verzicht auf Keller mit Abschlägen von bis zu 2,5 Prozent verbunden sein.

Eine weitere Möglichkeit zur Senkung der Neubaukosten sehen die IW-Autoren in kleineren Wohnungen. Obwohl diese mit höheren Quadratmeterpreisen verbunden sind, führen sie absolut betrachtet zu deutlich geringeren Preisen je Wohneinheit. Auch Wohnungen, die sich für Wohngemeinschaften eignen, könnten eine Option sein, so das IW. Dies gilt nicht nur für junge Menschen in Studium und Ausbildung, sondern auch für Senioren. Generell bietet der Verzicht auf Fläche den größten Hebel für geringere Kauf- und Mietpreise.

Auch die öffentliche Hand kann laut IW einen Beitrag leisten. Eine Absenkung der Baulandpreise oder günstigere Abgaben öffentlicher Flächen um 10 Prozent könnte mit einem Preisabschlag von knapp 2 Prozent bei Kaufangeboten einhergehen. In den Städten und bei Mieten wäre der Effekt jedoch nur etwa 1 Prozent.

Darüber hinaus schlagen die Autoren Steuererleichterungen vor. Eine Aussetzung der Grunderwerbsteuer für Neubauten wäre ihrer Meinung nach mit EU-Recht vereinbar und könnte die Kosten um bis zu 6,5 Prozent reduzieren. Die Grunderwerbsteuer wird von den Bundesländern erhoben und bringt ihnen Milliardeneinnahmen. Daher ist der Anreiz für eine Senkung gering.

Der Wohnungsbau in Deutschland stagniert bereits seit längerem. Schätzungen des Ifo-Instituts zufolge werden 2024 nur noch 225.000 Wohnungen fertiggestellt, im Vergleich zu geschätzten 270.000 im letzten Jahr. Bis 2025 könnte die Zahl der jährlichen Fertigstellungen sogar auf 200.000 Wohnungen fallen. Die Bauministerin Klara Geywitz (SPD) gibt sich dennoch optimistisch und erwartet eine Aufhellung des Wohnungsmarktes Ende 2024, Anfang 2025.