19. März, 2025

Wirtschaft

Kapitalfluss ins Ungleichgewicht – Start-ups von Frauen erhalten nur Bruchteil der Investitionen

Kapitalfluss ins Ungleichgewicht – Start-ups von Frauen erhalten nur Bruchteil der Investitionen

Die Kluft zwischen den Geschlechtern im deutschen Start-up-Ökosystem offenbart sich erneut in Zahlen. Laut einer aktuellen Untersuchung der Prüfungsgesellschaft EY, die der dpa exklusiv vorliegt, fließt das Risikokapital hauptsächlich in von Männern gegründete junge Unternehmen. Im Jahr 2023 erhielten Start-ups, hinter denen reine Frauenteams stehen, lediglich zwei Prozent des verfügbaren Wagniskapitals, was einer Summe von 102 Millionen Euro entspricht. Im auffälligen Kontrast dazu: männliche Gründer sicherten sich mit 4,9 Milliarden Euro beachtliche 87 Prozent der Investitionen, während gemischte Gründerteams nur auf eine Finanzierungssumme von 608 Millionen Euro kamen.

Die Analyse zeichnet ein Bild, in dem Frauen in der Start-up-Szene deutlich unterrepräsentiert sind, und findet dafür klare Worte bei Verena Pausder, der Vorsitzenden des Startup-Verbands. Sie sieht einen verlorenen volkswirtschaftlichen Wert in dieser männerzentrierten Investitionsdynamik und betont die Relevanz weiblicher Perspektiven in der Gründungslandschaft. Die daraus resultierenden alternativen Trends, Kundenbedürfnisse und Geschäftsmodelle sollten ernst genommen und entsprechend gefördert werden, so Pausder gegenüber der 'Funke Mediengruppe'.

Ein weiteres Indiz für die Ungleichverteilung: Während Frauen in gemischten Teams immerhin 12,2 Prozent der Start-up-Gründungen ausmachten, fiel ihr Anteil in den Gründerteams, die Investments von über 50 Millionen Euro einsammeln konnten, dramatisch auf 1,8 Prozent ab. Die Studie identifiziert neben der Tendenz männlicher Investoren, in ihresgleichen zu investieren, auch die Branchenfokussierung als Hindernis. Gründerinnen sind in der Gesundheitsbranche überdurchschnittlich aktiv, einem Bereich, der bei Kapitalgebern traditionell weniger Investitionsbereitschaft erfährt. Im Vergleich dazu sind technologiegetriebene Start-ups, die einen Großteil der Investments anziehen, von einer gravierenden Unterrepräsentanz von Frauen im Gründerkreis gekennzeichnet.

Die Disparität ist nicht erst im Jahr 2023 spürbar. Bereits 2022 verzeichnete der Startup-Verband, dass lediglich ein Fünftel der Gründer im Start-up-Bereich Frauen waren – ein klarer Indikator dafür, dass die Geschlechterparität in der deutschen Gründerlandschaft ein fernes Ziel bleibt.