17. März, 2025

Wirtschaft

Investitionsflaute aus dem Reich der Mitte: Chinesische Firmenübernahmen in Europa markieren Tiefststand

Investitionsflaute aus dem Reich der Mitte: Chinesische Firmenübernahmen in Europa markieren Tiefststand

Die unternehmerische Beteiligungslandschaft in Europa erfährt derzeit eine deutliche Zurückhaltung aus Richtung China. Firmenübernahmen durch Investoren aus dem bevölkerungsreichsten Land der Erde sind auf das niedrigste Niveau seit einem Jahrzehnt gefallen. Die Unternehmensberatung EY verzeichnete für das vergangene Jahr lediglich 119 Akquisitionen durch chinesische Akteure in Europa. Dies bedeutet einen Rückgang um 20 Firmen im Jahresvergleich und stellt einen abflachenden Trend dar, wenn man das Spitzenjahr 2016 mit beinahe 200 Transaktionen mehr zugrunde legt.

Die involvierten Investitionssummen offenbaren ebenfalls eine schrumpfende Tendenz, mit einem signifikanten Absturz auf zwei Milliarden US-Dollar in 2023 – weniger als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. EY weist allerdings auf die Unvollständigkeit der verfügbaren preislichen Daten hin, da bei einem Großteil der Transaktionen keine genauen Kaufpreise bekannt sind.

Auf dem Gipfel der Investmenteuphorie im Jahr 2016 schätzte EY die chinesischen Ausgaben für europäische Firmenkäufe noch auf beeindruckende 86 Milliarden US-Dollar. Seit der Wende im Jahr 2017 ist jedoch ein stetiger Dämpfer in Bezug auf Zahl und Volumen der Firmenübernahmen zu beobachten.

Experten identifizieren mehrere Faktoren für diesen Investitionsrückgang: Chinas Staatsleitung drängt seit geraumer Zeit auf eine Reduktion des Kapitalabflusses, weiter verschärft durch politische Friktionen sowie eine im Vergleich zu früher moderatere chinesische Wirtschaftsleistung.

Im DACH-Raum stechen Deutschland, die Schweiz und Österreich mit einer geringen Zuwachsrate bei den chinesischen Firmenbeteiligungen hervor: In Deutschland zählte man 28 Akquisitionen durch China, ein geringfügiger Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Das Investitionsvolumen belief sich dennoch auf das geringste seit 2010, ohne Berücksichtigung von Risikokapital-Investitionen in Start-ups. Mit sechs Übernahmen in der Schweiz und zwei in Österreich zeigt sich ein leichter Anstieg im Vergleich zu 2022.

In Deutschland jedoch spielen chinesische Investoren, gemessen an der Anzahl der Transaktionen, eine untergeordnete Rolle im internationalen Vergleich. Die 28 Unternehmensbeteiligungen reihen sich auf Rang neun ein, hinter Investoren aus der Schweiz, Österreich und Luxemburg. Die Liste führen US-amerikanische Unternehmen an, mit einer beachtlichen Anzahl von 225 Übernahmen.

EY-Expertin Sun Yi sieht politisches Misstrauen als eine Hürde für chinesisches Engagement in Europa. Sie prognostiziert für die Zukunft anstelle großer Übernahmen eher verstärkte Direktinvestitionen in den Aufbau eigener Produktionsstätten. Besondere Attraktivität bieten hierbei Ungarn, Spanien, Frankreich und die nordischen Länder für chinesische Auto- und Batteriehersteller, getrieben durch günstige Energiekosten und förderliche Rahmenbedingungen für Investitionen – wobei Deutschland wohl seltener das Ziel sein wird.