Hedgefonds und Portfoliomanagement-Firmen, die über 100 Millionen US-Dollar in den Markt investiert haben, sind quartalsweise verpflichtet, ein Formular 13F bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC einzureichen. Diese Meldungen bieten wertvolle Einblicke in die Investitionsstrategien der sogenannten 'smarten Investoren'.
Ein aktueller Trend, der dabei auffällt, ist der Verkauf von Nvidia-Aktien durch einige der bekanntesten Milliardäre an der Wall Street. Darunter zählt auch D. E. Shaw, ein von Computerwissenschaftler David Shaw gegründeter Hedgefonds, der auf quantitative Handelsstrategien setzt. Shaw selbst ist mittlerweile eher in beratender Funktion tätig, anstatt das tägliche Handelsgeschehen zu beeinflussen.
Im letzten Quartal reduzierte D. E. Shaw seine Nvidia-Beteiligung drastisch, indem man 12,1 Millionen Aktien verkaufte und die Position so um etwa 51 % verkleinerte. Dies mag angesichts von Nvidias marktdominierender Stellung im Bereich der KI-gesteuerten Grafikprozessoren (GPUs) und dem bevorstehenden Launch der Blackwell-Serie zunächst verwundern. Doch der Wettbewerb im GPU-Bereich wird zunehmend intensiver, nicht zuletzt durch Unternehmen wie Advanced Micro Devices, Intel sowie potenziell Meta Platforms, Microsoft, Amazon und Tesla.
Hinzu kommt, dass viele Konkurrenten auch Großkunden von Nvidia sind. Sollten diese Unternehmen verstärkt eigene Chips verwenden, könnte Nvidias Preissetzungsmacht und damit das Umsatzwachstum und die Profitabilität leiden.
Interessant ist die Entscheidung von D. E. Shaw, statt Nvidia nun vermehrt auf Broadcom zu setzen. Broadcom wird als subtil attraktive Wahl im Chipsektor wahrgenommen, nicht zuletzt aufgrund seiner diversifizierten Geschäftsstruktur. Die Übernahme von VMware im letzten November erweitert Broadcoms Angebot im Bereich Infrastruktur und Softwarelösungen erheblich.
Während die Nachfrage nach IT-Hardware in Rechenzentren weniger exponentiell gewachsen ist als im GPU-Markt, zeigt Broadcoms Forward-Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 28, dass der Markt den Infrastruktur-Komponenten des KI-Bereichs noch wenig Beachtung schenkt. Dies könnte sich jedoch ändern und Broadcoms langfristiger Wachstumskurs könnte deutlich an Fahrt aufnehmen.
Im Gegensatz zu Nvidia sehen Investoren in Broadcom eine einzigartige Kombination aus IT-Infrastrukturlösungen und VMware's Software-Suite, die neuen Wachstumspotenzialen im digitalen Sektor Vorschub leisten könnte. Angesichts dessen scheint D. E. Shaws Umschichtung von Nvidia zu Broadcom zum jetzigen Zeitpunkt ein kluger Schachzug zu sein.