19. September, 2024

Wirtschaft

Handwerk erwartet schwieriges Jahr - Betriebe kämpfen mit steigenden Kosten

Handwerk erwartet schwieriges Jahr - Betriebe kämpfen mit steigenden Kosten

Die Zukunftsaussichten für das Handwerk in Deutschland sehen düster aus, warnt Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Die steigenden Kosten könnten dazu führen, dass Handwerksleistungen teurer werden und Betriebe Aufträge ablehnen müssen, um Verluste zu vermeiden. Auch die Aussichten im Hinblick auf die anstehenden Transformationsziele seien pessimistisch. Der Präsident betont, dass die Zuversicht, diese Ziele zu erreichen, immer mehr schwinde. Selbst die Sanitär-, Heizungs- und Klimabetriebe berichten von einem Rückgang der Auftragslage. Vor sechs Monaten habe man noch Bedenken geäußert, ob genügend Fachkräfte zur Verfügung stehen, um die gesteckten Ziele und Transformationen zu bewältigen. Doch mittlerweile klaffen Realität und Ziele weit auseinander. Besonders der Wohnungsbau leidet unter der derzeitigen Situation. Die Zahl der Baugenehmigungen in Deutschland sinkt seit Monaten, was auf teure Baumaterialien und stark gestiegene Zinsen zurückzuführen ist. Dittrich kritisiert, dass die meisten Maßnahmen, die bei einem 'Baugipfel' der Bundesregierung im September vereinbart wurden, noch nicht umgesetzt wurden. Dadurch herrsche eine erhebliche Verunsicherung. Der Wohnungsbau breche zusammen und drohe auch andere Bereiche in eine Krise zu ziehen. Wichtige Bauprojekte, die dringend benötigt werden, können nicht realisiert werden. Auch im Gewerbebau kommt es zu einem Investitionsaufschub. Der Handwerkspräsident weist darauf hin, dass eine mögliche Rezession in Deutschland, eine steigende Inflation und Kostenreiber wie der sprunghafte Anstieg des CO2-Preises auch am Handwerk nicht spurlos vorbeigingen. Ein genereller Preisrückgang sei aufgrund der Gesamtsituation nicht in Sicht. Auch längere Wartezeiten von mehreren Wochen oder Monaten seien unausweichlich. Dittrich betont jedoch, dass größere Investitionen wie beispielsweise eine Badsanierung oder die Dachdeckung einen längeren Vorlauf benötigen. Verbraucher sollten diesbezüglich beim Handwerk keine anderen Maßstäbe anlegen als an andere Branchen, in denen längere Lieferzeiten üblich sind. Wichtig sei, dass Handwerker in Notfällen zeitnah zur Stelle seien. Die Betriebe haben das Vertrauen in die Verlässlichkeit politischen Handelns verloren, so der Vorwurf von Dittrich. Die Bundesregierung kündige Maßnahmen an, setze diese jedoch nicht ausreichend oder gar nicht um. Dies reiche nicht aus. Dittrich bemängelt beispielsweise, dass ein Bürokratieentlastungsgesetz, welches für dieses Jahr angekündigt worden sei, noch immer nicht beschlossen wurde. Die Ankündigungen würden sich häufen, aber es fehle an Taten, so der Präsident. Betriebe seien zwar bereit in Transformation und Modernisierung zu investieren, aber es sei auch Aufgabe der Politik sicherzustellen, dass die Betriebe dies bewältigen können. Die Gesamtbelastung in Form von Steuern, Abgaben und Dokumentationspflichten sei mittlerweile weltrekordverdächtig hoch. Dittrich befürchtet, dass die Betriebe zunehmend überfordert sind und bereits jetzt sehe man, dass Investitionen und Kreditvergaben massiv zurückgehen. Die Bundesregierung beschränke sich laut Dittrich auf kleinere Reparaturen, anstatt notwendige grundlegende Reformen anzugehen. Dazu gehören beispielsweise eine bessere Bildung, eine zuverlässige Energieversorgung und der Abbau der Bürokratie. Wirtschaft und der Standort Deutschland müssten wieder in den Mittelpunkt politischer Entscheidungen gestellt werden, betont der Handwerkspräsident. Nur durch eine florierende Wirtschaft könnten der Sozialstaat und Investitionen in einen starken und wettbewerbsfähigen Standort finanziert werden.