In der Welt der passiven Anlagestrategien gelten Exchange Traded Funds (ETFs) als Erfolgsmodell, das aktiv gemanagte Fonds kontinuierlich herausfordert. Mit sogenannten Faktor-ETFs verstärken nun auch ETF-Anbieter ihren Anspruch, den Markt zu überlisten. Ali Masarwah, Experte der Finanzdienstleistungsbranche, deckt auf, dass insbesondere Momentum-ETFs gelegentlich übermäßig aktiv gehandelt werden und was das für Anleger bedeutet.
Die Erzählung von der Überlegenheit aktiv verwalteter Fonds gegenüber Benchmarks wird oftmals von hohen Gebühren und ständigen Umschichtungen begleitet, die langfristig nur etwa 20 Prozent der Fonds erfolgreich gestalten. Im Gegensatz hierzu haben ETFs als exakte Abbilder ihrer Vergleichsindizes mit geringeren Kosten einen fulminanten Aufschwung erlebt. Jedoch verfallen auch sie dem Mythos der Outperformance, nicht aufgrund heroischer Fondmanagerleistungen, sondern auf Basis "evidenzbasierter" Untersuchungen.
Das Drei-Faktor-Modell von Fama und French, erweitert um den Momentum-Faktor durch Carhart, stellt die theoretische Grundlage für Faktor-ETFs dar. Diese zielen darauf ab, vergangene Gewinner zu identifizieren und daraus zukünftige Outperformance zu generieren. Allerdings zeigen aktuelle Zahlen, dass die Resultate je nach Zeitraum variieren können, was dem Momentum-Ansatz teils die Argumentation aktiver Fondsmanager entlehnt.
Masarwah weist darauf hin, dass Momentum-ETFs, vor allem durch den Einfluss volatiler Tech-Aktien, in den letzten Jahren regelmäßige Anpassungen vorgenommen haben. Anhand des MSCI World Momentum-Index lässt sich verfolgen, wie Verzögerungen bei der Reaktion auf Marktbewegungen und Nachjustierungen in die Gewichtung der Tech-Aktien die Performance beeinflussen. Die Anpassung der Gewichtungen erfolgte oft erst nach signifikanten Marktveränderungen, was ähnlich einem zögernden aktiven Manager anmutet, der erst verzögert auf Trends aufspringt.
Obwohl Momentum-Strategien bei einer Fortsetzung des aktuellen Trends im Jahr 2024 wahrscheinlich Erfolg haben könnten, warnt Masarwah vor den Risiken, die ein möglicher Trendumschwung birgt. Er betont, dass sich Trendwechsel mittelfristig negativ auf die Leistung von Momentum-ETFs auswirken können und dass ein Widersetzen gegen den Markt auch über längere Zeit hinweg enttäuschend sein kann.