In einem ambitionierten Vorstoß zur Stärkung der europäischen Autonomie setzt die EU-Kommission auf eine Wende im Beschaffungsverhalten der Mitgliedsländer: Europäische Hersteller sollen künftig beim Erwerb von Verteidigungssystemen bevorzugt werden, um die vorherrschende Dominanz amerikanischer Konzerne zu reduzieren. Ein entscheidender Punkt in dieser Debatte ist der unveröffentlichte Leitfaden der EU-Strategie, der eine klare Präferenz für den europäischen Rüstungssektor nahelegt und von diplomatischen Quellen an das "Handelsblatt" herangetragen wurde.
Die Konsequenzen des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine haben die Schwächen in der militärischen Infrastruktur Europas ans Licht gebracht und die Dringlichkeit einer unabhängigeren und robusteren Verteidigung hervorgehoben. Es wird gefordert, dass die Europäische Union ihre verteidigungspolitischen Kapazitäten zeitnah ausbaut und festigt.
David McAllister, der Leiter des Auswärtigen Ausschusses des EU-Parlaments, hebt die Notwendigkeit einer konsolidierten europäischen Reaktion auf die zunehmenden geopolitischen Spannungen hervor. Er sieht die neuen Richtlinien der Europäischen Verteidigungsindustrie-Strategie (EDIS) als entscheidenden Baustein für einen effektiveren Binnenmarkt von Verteidigungsgütern. Zudem erörtert McAllister, dass die Initiative nicht nur auf der Analyse bestehender Investitionsdefizite fußt, sondern auch auf den Erkenntnissen des Europäischen Verteidigungsfonds und der erweiterten industriellen Unterstützung für die Ukraine beruht.
Das anvisierte Ziel dieser Strategie besteht darin, dass Ausgaben zukünftig sowohl effizienter als auch gemeinschaftlicher gestaltet werden, um die operative Bereitschaft der Verteidigungsindustrie und die Versorgungssicherheit zu optimieren. Dabei ist es von essenzieller Bedeutung, die Integrationsmaßnahmen der Nato zu respektieren und einzubinden, um eine nahtlose Kooperation sicherzustellen.