In einer emphatischen Rede während des traditionellen Matthiae-Mahls im Hamburger Rathaus appellierte Estlands Regierungschefin Kaja Kallas an die westliche Gemeinschaft, ihre volle Kraft einzusetzen, um der Ukraine im Konflikt mit Russland beizustehen. Kallas zeigte sich überzeugt, dass die wirtschaftliche und fachliche Überlegenheit des Westens ausreicht, um eine wirksame Unterstützung zu gewährleisten und hob hervor, dass keine Furcht vor der eigenen Stärke angebracht sei.
Seit dem Amtsantritt im Jahr 2021 ist Kallas für ihre klare Haltung bekannt. Ihre jüngsten Äußerungen kommen nach der Entscheidung Estlands, ein sowjetisches Kriegsdenkmal zu entfernen, was zu ihrer Platzierung auf einer russischen Fahndungsliste führte. Die Entfernung des Denkmals, welches einen Panzer T-34 darstellte, wurde als symbolischer Akt gegen Russlands aggressive Politik verstanden und demonstriert Estlands Engagement für die Unterstützung der Ukraine.
Kallas nutzte die Gelegenheit, um Selbstkritik zu üben und zu betonen, dass den Zusagen an die Ukraine noch keine vollständigen Taten gefolgt seien. Sie mahnte, das unmittelbare Bedürfnis der Ukraine an Munition zu erkennen und erinnerte daran, dass der Konflikt materielle Ressourcen erfordere. Sie zitierte dabei die Worte des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski, der auf der Münchner Sicherheitskonferenz die anhaltende Fähigkeit Putins zum Kriegsführen hinterfragte.
Die Regierungschefin erinnerte auch an die sogenannte "Singende Revolution" in Estland und forderte einen ähnlich unerschütterlichen Glauben an den Sieg, wie ihn ihr Volk einst hatte. Weiterhin argumentierte sie, dass eine starke Verteidigungshaltung keine Eskalation bedeute und dass nicht Widerstand, sondern Schwäche provozierend für Russland wirke.
Abschließend betonte Kallas die historische Kontinuität der estnischen Warnungen vor Russland, indem sie an die Worte des ersten estnischen Präsidenten, Lennart Meri, erinnerte, der bereits vor drei Jahrzehnten auf die Gefahr russischer Expansionsbestrebungen hinwies und eine Anekdote über den damals noch unbekannten Wladimir Putin teilte, der auf Meris Rede mit einem abrupten Verlassen des Raumes reagierte.