02. November, 2024

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Elektrifizierung auf Schienen – Deutschland hinkt hinterher

Elektrifizierung auf Schienen – Deutschland hinkt hinterher

Die deutsche Verkehrswende trifft auf unerwartete Schwierigkeiten. Trotz der umweltfreundlichen Vorteile elektrischer Züge fehlt es auf einem Großteil des Schienennetzes in Deutschland an Oberleitungen. Die ambitionierten Ziele der Bundesregierung, bis 2030 dreiviertel der Schieneninfrastruktur zu elektrifizieren, stoßen auf Realisierungsschwierigkeiten.

Die Allianz pro Schiene, vertreten durch Dirk Flege, und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), mit Martin Henke, revidieren die Zielvorgaben deutlich nach unten. Angesichts der begrenzten Baukapazitäten und des langsamen Fortschritts wird eine Elektrifizierung von 80 Prozent bis zum Jahr 2035 als realistischer betrachtet. Der Status quo weist aus, dass aktuell circa 62 Prozent des Bundesschienennetzes mit elektrischen Leitungen ausgestattet sind, eine Steigerung zum Vorjahr ist kaum ersichtlich. Um das gesteckte Regierungsziel zu erfüllen, wäre eine nahezu achtfache Steigerung der jährlich hinzugekommenen Kilometer an Oberleitungen nötig – eine Herausforderung, die als "gänzlich unrealistisch" eingestuft wird.

Die aktuelle "Elektrifizierungslandkarte" Deutschlands offenbart große Lücken, mit mitteldeutschen Regionen sowie der Oberpfalz und Oberfranken als markante Beispiele für nicht-elektrifizierte Gebiete. Auch bei internationalen Strecken, die eine höhere logistische und finanzielle Belastung für Bahnunternehmen darstellen, mangelt es an der benötigten Infrastruktur.

Überdies verschärft der geplante Grundsanierungsbedarf der stark befahrenen Schienenkorridore die Dringlichkeit des Ausbaus. Die dabei anfallenden Umleitungen auf nicht-elektrifizierte Strecken verursachen zusätzliche Kosten und logistische Komplexität.

Die Verbände machen zudem auf Probleme aufmerksam, die den Ausbau der Elektrifizierung behindern: bürokratische Hürden, langwierige Genehmigungsprozesse und eine zögerliche Finanzierung. Sie plädieren für die Einrichtung eines Fonds für Oberleitungsprojekte, eine Idee, die Bundesverkehrsminister Volker Wissing unterstützt. Das Fonds-Modell soll private Investitionen anziehen und sowohl Straßen- als auch Schienenprojekte umfassen.

Während Wasserstoff zur Diskussion steht, betonen die Verbände, dass dieser aufgrund fehlender Tankinfrastrukturen keine vollwertige Alternative zum Oberleitungsausbau darstellt. Die Notwendigkeit der Elektrifizierung bleibt unumstritten, um die Klimaziele zu erreichen und das Bahnnetz effizienter zu gestalten.