Der Wiederaufschwung der britischen Wirtschaft und die vorsichtige Haltung der Bank of England lösten dieses Jahr eine beeindruckende Rallye für das Pfund aus - sowohl gegenüber dem Dollar als auch dem Euro.
In den letzten Wochen erreichte das Pfund seinen höchsten Stand seit über zwei Jahren, was Urlauberinnen und Urlaubern eine bessere Kaufkraft im Ausland bescherte. Analysten der Londoner City erwarten, dass der Aufwärtstrend noch weiter geht, da die Notenbank Zinssenkungen langsamer als ihre internationalen Pendants vorantreibt.
Dies macht Großbritannien für internationale Anleger zunehmend attraktiv. Doch nicht nur die Bank of England ist ausschlaggebend: Ein dynamisches Wirtschaftswachstum hat das Pfund zur weltweit leistungsstärksten Hauptwährung in diesem Jahr gemacht. Seit Januar stieg Sterling um nahezu fünf Prozent gegenüber dem Dollar und um vier Prozent gegenüber dem Euro, was den Wechselkurs auf 1,34 Dollar und 1,20 Euro ansteigen ließ.
Dieser Kursanstieg bedeutet, dass britische Touristen im Ausland mehr für ihr Geld bekommen. Zudem werden importierte Waren, darunter auch Energie, günstiger, da Öl international in Dollar gehandelt wird. Kamal Sharma von der Bank of America prognostiziert, dass das Pfund nächstes Jahr auf 1,41 Dollar und 1,25 Euro steigen könnte, sofern die britische Wirtschaft weiter an Stärke gewinnt.
"Wir erleben eine grundlegende Neubewertung der Wachstumsaussichten in Großbritannien," kommentierte Sharma. "Das liegt vor allem an der Stärke der britischen Wirtschaft und des Dienstleistungssektors - wir befinden uns in einer ziemlich gesunden Lage in Bezug auf das Wachstum. Das war ein wesentlicher Treiber für die Stärke des Pfunds."
Eine Umfrage der Investmentbank unter Fondsmanagern zeigte, dass Anleger Gelder aus den USA und Schwellenländern abziehen und in Großbritannien sowie der Eurozone investieren. Besonders der britische Aktienmarkt ist der beliebteste in Europa, und Unternehmen im Vereinigten Königreich werden international so attraktiv wie seit Jahren nicht mehr wahrgenommen.
Auch Ökonominnen und Ökonomen bei Goldman Sachs erwarten, dass das Pfund im kommenden Jahr auf bis zu 1,40 Dollar steigen könnte, da die Federal Reserve die Zinsen senkt. Jane Foley von Rabobank erklärte, dass das Pfund vom Wahlsieg von Sir Keir Starmer im Juli profitierte, der für eine neue Stabilität sorgte.
"Die britischen Parlamentswahlen brachten eine neue Labour-Regierung," so Foley. "Das führte zu einer Welle der Begeisterung über die möglichen Impulse für das britische Investitionswachstum durch eine ruhigere politische Landschaft."
Obwohl diese Euphorie angesichts der düsteren Regierungserzählungen abgeflaut ist, dürfte die Aufwärtsbewegung des Pfunds bestehen bleiben, während Turbulenzen in Frankreich den Euro belasten.
"In den kommenden Wochen könnten die französischen Haushaltsprobleme den Euro belasten," erklärte Foley.
In den nächsten Wochen könnte sich jedoch noch viel ändern, wenn Rachel Reeves ihren ersten Haushalt vorlegt und die Bank of England das Tempo der Zinssenkungen bestimmt. Matthew Amis von Abrdn bemerkte: "Bis November wird Rachel Reeves ihren ersten Haushalt vorstellen, der maßgeblich dafür sein wird, wie sich die Bank Richtung 2025 positioniert. Großbritannien gewinnt derzeit den Kampf gegen die hohe Inflation, ist aber noch nicht über den Berg. Reeves muss vorsichtig sein, um kein neues Feuer entzünden. Höhere Zinssätze und ein stärkeres Pfund könnten die Folge sein."
Lefteris Farmakis von Barclays erwartet, dass das Pfund im nächsten Jahr auf 1,35 Dollar steigen wird, bevor es auf 1,25 Euro anwächst.
Er erklärte: "Der nächste Haushalt könnte ein potenzielles, aber wahrscheinlich nur vorübergehendes Hindernis darstellen. Maßnahmen wie Steuererhöhungen und fiskalische Straffungen neigen dazu, das Pfund zu belasten. Doch ihr Umfang scheint nicht groß genug, um die positive Dynamik der Währung aus der Bahn zu werfen."