12. Oktober, 2024

Politik

CO₂-Rechner des Umweltbundesamts: Klimaschutz oder Klüngel?

Der CO₂-Rechner des Umweltbundesamts wird nicht von der Behörde selbst betrieben, sondern von einer privaten Firma mit engen Verbindungen zu Lobbyorganisationen. Das wirft Fragen auf – und hinterlässt einen faden Beigeschmack.

CO₂-Rechner des Umweltbundesamts: Klimaschutz oder Klüngel?
Hinter dem CO₂-Rechner steht nicht das Umweltbundesamt selbst, sondern das private Unternehmen KlimAktiv – ein Netzwerk, das Verflechtungen zwischen Behörde und privaten Interessen aufzeigt.

Es klingt erst mal harmlos: Auf der Webseite des Umweltbundesamts können Bürger ihren CO₂-Fußabdruck berechnen. Doch wer denkt, das Amt habe selbst den Taschenrechner in der Hand, liegt falsch. Denn der CO₂-Rechner kommt gar nicht von der Behörde selbst.

CO2-Rechner des Umweltbundesamtes
CO2-Rechner von klimAktiv

Hinter dem Angebot steht die private Firma KlimAktiv – und dahinter wiederum ein Netzwerk, das mindestens eine Augenbraue heben lässt.

Versteckte Verbindungen: Wer hier die Fäden zieht

Man klickt, rechnet, denkt sich nichts Böses. Aber schaut man genauer hin, wird es spannend. KlimAktiv, die Firma, die den Rechner betreibt, hat nicht nur eine praktische Abkürzung zur Klimaneutralität im Angebot.

Der Clou: Das Unternehmen ist auch mit einem Verein namens „3 fürs Klima“ verbandelt. Der Verein will nichts Geringeres als die Welt retten – mit Spenden von Menschen, deren CO₂-Bilanz hoch ausfällt. Und wer sitzt dort im Vorstand? Michael Bilharz, seines Zeichens Mitarbeiter des Umweltbundesamts. Klingt nach einem sauberen Geschäft, oder?

Dieser Michael Bilharz, der nebenbei für das Amt arbeitet, lebt übrigens vorbildlich klimaneutral. Noch nie geflogen, Bahncard 50, nur Bio. Und wenn Sie jetzt denken: „Wow, das will ich auch!“ – kein Problem.

Klicken Sie einfach weiter auf den Spendenbutton, der bis vor Kurzem auf dem CO₂-Rechner prominent verlinkt war. Nur eben nicht mehr. Warum? Weil es aufgefallen ist.

Die Sache kam ins Rollen, als die Unionsfraktion im Bundestag nachhakte. Wenige Tage später war der Hinweis auf die Spendenseite plötzlich verschwunden. Zufall? Wohl kaum. Und hier wird es interessant.


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Denn das Ganze wirft Fragen auf: Warum bewirbt eine Bundesbehörde ein privates Unternehmen, das wiederum mit einem Verein verknüpft ist, der Spenden sammelt? Und warum erfährt man erst ganz am Ende der Seite, dass man gar nicht bei der Behörde gelandet ist, sondern bei einer Firma?

Stephan Schunkert, der Chef von KlimAktiv, ist übrigens auch Mitglied bei „3 fürs Klima“. Praktisch, oder? Während sein gemeinnütziges Unternehmen den CO₂-Rechner betreibt, verkauft seine Consultingfirma Klimaschutzdienstleistungen an Unternehmen. Zwei Hüte, eine Person – und jede Menge Fragen.

Ist das alles nur Zufall oder Kalkül?

Es ist nicht das erste Mal, dass der CO₂-Rechner auffällt. Kürzlich wurden die Bewertungsmethoden so geändert, dass das Heizen mit Holz plötzlich nicht mehr als klimaneutral, sondern als klimaschädlich gilt. Ein Schritt, der vor allem in der Forstwirtschaft für Kopfschütteln sorgte.

KlimAktiv betreibt nicht nur den CO₂-Rechner für das Umweltbundesamt, sondern bietet auch kostenpflichtige Dienstleistungen für Unternehmen an. Eine Vermischung von öffentlichen und privaten Interessen.

Und natürlich stellt sich die Frage: Warum? Eine neutrale Erklärung gibt es bisher nicht. Und die Berechnungen des Rechners? Bleiben ein wenig undurchsichtig.

Klar ist: Es gibt finanzielle Interessen im Hintergrund. Denn je größer der persönliche CO₂-Fußabdruck der Nutzer ausfällt, desto eher wird gespendet. KlimAktiv und „3 fürs Klima“ profitieren – und das mit dem Segen des Umweltbundesamts. Eine heikle Mischung, die dringend Aufklärung braucht.

Verflechtungen, die sauer aufstoßen

Es klingt wie aus einem schlechten Krimi: Eine Bundesbehörde, ein CO₂-Rechner, ein Verein und eine Consultingfirma – alles eng miteinander verwoben. Die Verbindungen zwischen dem Umweltbundesamt, KlimAktiv und „3 fürs Klima“ werfen Fragen auf, die nicht so schnell verschwinden werden. Dass der Hinweis auf die Spendenseite gerade dann verschwindet, als die Fragen lauter werden, macht die Sache nicht besser.