12. Oktober, 2024

Politik

Claudia Sheinbaum: Mexikos neue Präsidentin tritt ins Rampenlicht

Claudia Sheinbaum: Mexikos neue Präsidentin tritt ins Rampenlicht

Zwölf Tage nach ihrem historischen Wahlsieg, der Claudia Sheinbaum zur ersten weiblichen Staatschefin Mexikos machen wird, begab sie sich auf eine landesweite Tour mit dem spektakelbegeisterten Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, auch bekannt als AMLO. AMLO, ihr einstiger Mentor und Gründer der Partei Morena, hat das politische Leben Mexikos in den letzten Jahren maßgeblich geprägt. Die Partei avancierte seit ihrer ersten Teilnahme an Wahlen im Jahr 2015 zur stärksten politischen Kraft des Landes. Vor Sheinbaums Amtsantritt am 1. Oktober bestand AMLO jedoch darauf, gemeinsam mit ihr eine Rundreise durch Mexikos 31 Bundesstaaten und die Hauptstadt zu unternehmen.

Manche Kritiker sehen darin einen Versuch, die Agenda der Präsidentin zu beeinflussen. AMLO, der versprach, sich nach seiner Amtszeit aus der Politik zurückzuziehen, bleibt während des Übergangs präsent und führt weiterhin seine täglichen, stundenlangen Pressekonferenzen durch, die er einst ins Leben rief. Seine vorgeschlagenen Verfassungsreformen zur Überarbeitung des Justizsystems blieben den ganzen Sommer über und bis kurz vor der Machtübergabe ein dominierendes Thema.

Sheinbaum, die eine Position ähnlich der von US-Vizepräsidentin Kamala Harris anstrebt, setzt alles daran zu beweisen, dass sie das Ruder von ihrem erfahrenen Vorgänger übernehmen kann. Trotz ihrer engen Bindung zu AMLO, versucht sie, ihren eigenen Regierungsstil zu etablieren. Mit beeindruckenden 36 Millionen Stimmen, was fast 60% der Wähler ausmacht und einer beispiellosen 32-Punkte-Führung vor ihrem engsten Rivalen, verdankt Sheinbaum einen Großteil ihres Erdrutschsiegs AMLOs anhaltender Popularität. Die regierende Koalition sicherte sich nahezu zwei Drittel der Sitze in beiden Kammern des Kongresses, was Investoren bezüglich der Stabilität des Landes beunruhigte.

Während ihrer gemeinsamen Reisen traten die beiden Politiker oft im passenden regionalen Dresscode auf, verbrachten stundenlange private Gespräche und besuchten wichtige Projekte wie eine Raffinerie, Solarfarmen und die „Touristenbahn“ in der Yucatán-Halbinsel. Diese Auftritte gaben AMLO Gelegenheit, seine Loyalität zu Sheinbaum zu betonen und seine Erfolge nochmals hervorzuheben.

Trotz eines steigenden Haushaltsdefizits und anhaltender Sicherheitsprobleme übernimmt Sheinbaum eine florierende Wirtschaft. Mexiko hat sich kürzlich zum wichtigsten Handelspartner der USA entwickelt und zieht verstärkt ausländisches Kapital an. Die zukünftige Präsidentin wird sich jedoch weiterhin Herausforderungen wie Armut, extremer Ungleichheit und einer schleppenden Wirtschaft stellen müssen. Ob sie es schafft, eine eigene politische Identität zu entwickeln oder im Schatten AMLOs bleibt, wird die Zeit zeigen.

Insgesamt betont Sheinbaum die Kontinuität, aber auch die Notwendigkeit eigener Akzente. Sie plant unter anderem ein eigenes Sozialprogramm für ältere Frauen, Stipendien für Schulkinder und häusliche Pflege für Senioren. Ob sie hierbei Erfolg haben wird oder von den großen Fußstapfen ihres Vorgängers überrollt wird, bleibt abzuwarten.

Die kommenden Jahre werden zeigen, ob Claudia Sheinbaum als eigenständige Führungsfigur anerkannt wird und ihre eigenen politischen Erfolge feiern kann. Unabhängig davon scheint sie entschlossen zu sein, ihre eigene Geschichte in die mexikanische Politlandschaft zu schreiben.