In einem eindringlichen Appell hat EU-Außenbeauftragter Josep Borrell die Länder der Europäischen Union dazu aufgerufen, die Ukraine mit einer dringenden und umfangreichen Lieferung von Munition zu unterstützen. In einem Schreiben an die EU-Außen- und Verteidigungsminister, welches Zugang zur Deutschen Presse-Agentur fand, betont Borrell die Entschlossenheit der ukrainischen Streitkräfte und den starken Bedarf an Munition, dessen Nichtbefriedigung Menschenleben koste und die Verteidigung der Ukraine schwächte.
Borrell unterstreicht die bereits geleisteten Anstrengungen der EU, räumt jedoch ein, dass nach den Wortmeldungen ukrainischer Vertreter die Maßnahmen nicht ausreichend seien. Im Hinblick auf eine effektivere Unterstützung schlägt der Hohe Vertreter vor, die Lagerbestände nach Möglichkeit zu erhöhen oder über die europäische sowie eigene Industrie weitere Aufträge zu vergeben. Eine Alternativlösung könnte die finanzielle Förderung der ukrainischen Rüstungsindustrie sein. Tatenlosigkeit sei dem Schreiben nach keine Option.
Die Nachlieferung von Waffen an die Ukraine durch den Westen stockt bereits seit Monaten. Die Verzögerungen wurden jüngst auch von Präsident Wolodymyr Selenskyj nach einem Besuch an der Frontlinie als problematisch eingestuft. Selenskyj schilderte die Lage als "äußerst schwierig" und artikulierte das dringende Bedürfnis nach mehr Artilleriegeschossen, Flugabwehrsystemen in der Nähe der Front und Langstreckenraketen.