US-Außenminister Antony J. Blinken traf am Mittwochmorgen zu einer heiklen Zeit in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein. Der Besuch erfolgt inmitten der Verteidigungsanstrengungen des Landes gegen die russische Invasion und während die US-Regierung weiterhin bemüht ist, die Unterstützung Russlands durch den Iran, Nordkorea und China einzudämmen. Im Hintergrund steht zudem der Schatten der bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen.
Blinken reiste zusammen mit seinem britischen Kollegen David Lammy. Beide kamen mit einem privaten Nachtzug aus Polen an. Der Terminplan der beiden Politiker ist eng gesteckt, um im Laufe des Tages verschiedene Treffen mit ukrainischen Offiziellen abzuhalten, darunter auch mit dem neuen Außenminister Andrii Sybiha, der erst letzte Woche von Präsident Wolodymyr Selenskyj im Rahmen einer umfassenden Regierungsumbildung ernannt wurde.
Der gemeinsame Besuch von Blinken und Lammy soll ein starkes Zeichen der Solidarität mit der Ukraine setzen – eine Botschaft sowohl an Präsident Selenskyj als auch an den russischen Präsidenten Wladimir W. Putin und an die internationale Gemeinschaft. Beide Politiker haben in den letzten Monaten Äußerungen gemacht, die theoretisch eine Bereitschaft zu Verhandlungen über eine Beendigung des über 30 Monate andauernden Konflikts durch Moskau suggerieren. Allerdings bleibt Putins Vorstellung eines wiedererstarkten russischen Imperiums für die Ukraine inakzeptabel, und US-Vertreter berichten, dass er keinerlei Anzeichen für eine Friedenseinigung zeige.
Putins groß angelegte Invasion der Ukraine im Jahr 2022 kann als Fortsetzung der Annexion der Krim und der militärischen Offensive im Osten der Ukraine betrachtet werden, die 2014 begann. Präsident Selenskyj hat letzten Monat erklärt, dass sein mehrstufiger Friedensplan darauf abzielt, Russland zu einem Ende des Krieges zu zwingen, das „fair“ für die Ukraine ist.