Inmitten rechtlicher Auseinandersetzungen, insbesondere in den Vereinigten Staaten, und einer angespannten finanziellen Lage kürzt der Leverkusener Pharma- und Agrarchemiegigant Bayer drastisch seine Dividendenausschüttung. Wie das Unternehmen bekannt gab, soll in den nächsten drei Jahren nur das gesetzlich vorgeschriebene Minimum an Dividende gezahlt werden, beginnend mit einer Ausschüttung von 11 Cent pro Aktie für das Jahr 2023. Dies stellt einen signifikanten Rückgang im Vergleich zu den 2,40 Euro dar, die je Aktie für das Jahr 2022 gezahlt wurden. Der Schritt wird begründet mit dem Bestreben, die Schuldenlast zu senken, den Zinsaufwand zu reduzieren und den freien Barmittelfluss zu erhöhen.
Branchenexperten hatten bereits prognostiziert, dass eine Kürzung der Dividende unumgänglich sei, um den Bilanzzustand zu verbessern. Der neu amtierende Bayer-Vorstandsvorsitzende Bill Anderson unterstreicht die Wichtigkeit dieser Entscheidung als Teil einer Strategie zur Erhöhung der finanziellen Flexibilität, wobei auch die Vorschläge von Investoren Berücksichtigung fanden.
Am Kapitalmarkt reagierten die Anleger verhalten auf die Ankündigung, der Aktienkurs bewegte sich zunächst um seinen Vortageswert und stieg zuletzt leicht an. Investoren mit einem Fokus auf Dividenden könnten als Konsequenz beginnen, sich von Bayer-Aktien zu trennen, ebenso dividendenorientierte Fonds.
Finanzexperten wie Richard Vosser von JPMorgan betrachten den Einschnitt in die Dividendenzahlungen jedoch als sinnvollen Schritt, der es Bayer ermöglicht, im Laufe von drei Jahren ungefähr 6 Milliarden Euro einzusparen. Hierdurch könnte die Nettoverschuldung potenziell bis 2026 auf ca. 24 Milliarden Euro reduziert werden.
Die Rechtsstreitigkeiten in den USA, hervorgerufen durch Monsanto-Übernahmen, lasten schwer auf dem Konzern. Bayer sieht sich mit massiven Klagen hinsichtlich glyphosathaltiger Unkrautvernichter und PCB, einem bereits seit Langem verbotenen Umweltgift, konfrontiert. Der Aktienkurs hat einen erheblichen Verfall erlebt, mit einem Wert deutlich unter dem Stand vor den US-Glyphosatprozessen.
Strategische Maßnahmen sind gefordert, um die Bilanz des Unternehmens zu verbessern. Über den Verkauf von Firmenanteilen, insbesondere im Bereich Consumer Health, wird intern beraten. UBS-Analyst Jo Walton prognostiziert eine mögliche Aufspaltung des Konzerns, erwartet jedoch keine schnellen Ergebnisse.
Anleger und Analysten warten gespannt auf die Vorstellung der Jahreszahlen und zukünftigen Pläne des Unternehmens durch CEO Anderson im kommenden März, der erst kürzlich das Ruder übernommen hat.