Der Weg zum Bankautomaten scheint für viele Verbraucher ausgedient zu haben, denn der Trend zum Bargeldabheben im Einzelhandel nimmt in Deutschland deutlich zu. Dies geht aus einer aktuellen Erhebung des EHI Retail Institute hervor. Das Kölner Handelsforschungsinstitut warnt jedoch vor potenziellen Schwierigkeiten, die auf die Händler zukommen könnten.
Das Verhalten der Kunden zeigt ein Paradox: Obgleich die Barabhebungen zunehmen, sinkt die Bereitschaft, mit Münzen und Scheinen zu bezahlen. Eine fortsetzende Abnahme der Bargeldnutzung würde den Einzelhandel vor die Herausforderung stellen, die wachsende Nachfrage nach Bargeldservice zu erfüllen, was unter Umständen teuren Bargeldzukauf seitens der Händler notwendig machen könnte, berichtet Horst Rüter, der Autor der Studie. Im Jahr 2023 haben Händler über 17 Millionen Euro an Gebühren für Bargeldauszahlungen berappt – eine deutliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr.
Supermärkte wie Rewe und Edeka, Drogeriemärkte darunter DM und Rossmann sowie Baumarktketten zählen zu den Unternehmen, die ihren Kunden diesen Service anbieten. Der Handel investiert bei jeder Transaktion zwischen 0,1 bis 0,2 Prozent des ausgezahlten Betrags als Gebühr an die Banken.
Während die Bargeldauszahlung bei Rewe schon seit 2003 möglich ist und derzeit keine Anpassungen geplant sind, halten sich andere Wettbewerber wie Lidl und Aldi Süd mit Aussagen zu möglichen Veränderungen zurück. Rossmann erklärte auf Anfrage, dass man nicht beabsichtige, Bargeld zuzukaufen, und sieht derzeit keine Notwendigkeit, das Angebot einzuschränken.
DM geht einen Schritt weiter und appelliert an die Banken, auf die Erhebung von Gebühren für den Bargeldauszahlungsservice zu verzichten. Die Kette beobachtet laufend die Entwicklung und ist offen für Optimierungen, so die Unternehmenssprecherin.
Das EHI sieht die kritische Grenze der Bargeldauszahlungen erreicht, wenn der Barumsatz auf 25 Prozent fällt, was nach Prognosen bis 2025 Realität werden könnte. Eine Anpassung des Services, wie etwa die Reduktion der Auszahlungsobergrenze, ist vorstellbar, auch wenn Rüter nicht von einer kompletten Einstellung des Angebots ausgeht. Er führt als Grund für das gestiegene Bedürfnis nach Bargeld die abnehmende Anzahl von Geldautomaten an und verweist auf einen nicht zu unterschätzenden Anteil von Bargeldbefürwortern in Deutschland.