Die australische Zentralbank hat erneut betont, dass Zinssenkungen in naher Zukunft nicht zu erwarten sind, da die Inflation weiterhin zu hoch bleibt. In einer Rede in Sydney bekräftigte die Gouverneurin der Reserve Bank of Australia (RBA), Michele Bullock, dass die Senkung der Inflation auf das Zielband von 2-3% oberste Priorität habe.
Bullock erklärte, solange die wirtschaftliche Entwicklung den Erwartungen entspreche, sei das Direktorium nicht in der Lage, kurzfristig Zinssenkungen in Erwägung zu ziehen. Diese entschlossene Haltung wurde trotz der jüngsten Daten zur Wirtschaftslage beibehalten, die zeigen, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal kaum gewachsen ist und der private Konsum schwächelt. Ein monatlicher Bericht über die Verbraucherpreise hatte zudem gezeigt, dass die Gesamtinflation im Juli auf 3,5% gesunken ist.
Besonders betonte Bullock die inländischen inflationären Druckfaktoren, wie den Immobiliensektor und die Markt-Dienstleistungen, die weiterhin zur über dem Ziel liegenden Inflation beitragen. Sie erwartet, dass die Kerninflation erst gegen Ende 2025 auf das Zielband zurückgehen wird.
Bullock räumte die erhebliche Unsicherheit in Bezug auf die Prognosen der Bank ein und versicherte, dass das Direktorium entsprechend auf Veränderungen reagieren werde. Sie warnte jedoch, dass die RBA die Wirtschaft weiter verlangsamen müsste, sollte die hohe Inflation in den Erwartungen verankert bleiben.
Seit November letzten Jahres hält die RBA den Zinssatz bei 4,35%, da sie dies für restriktiv genug hält, um die Inflation ins Ziel zu bringen und gleichzeitig Beschäftigungsgewinne zu bewahren.
Trotz der strengen Haltung der RBA setzen die Märkte weiterhin auf eine 42-prozentige Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im November, was zum Teil auf die Erwartung zurückzuführen ist, dass die US-Notenbank ihre Politik in diesem Monat lockern wird.
Bullock merkte an, dass die Inflation bei Einzelhandelsgütern mittlerweile nahe dem historischen Durchschnitt liegt, während die Preissteigerungen für regulierte Preise nur geringfügig über dem langjährigen Durchschnitt liegen. Die Mieteninflation werde voraussichtlich noch einige Zeit hoch bleiben, und das Wachstum der Arbeitskosten sei weiterhin stark, was Lohnerhöhungen und schwaches Produktivitätswachstum widerspiegele.