Spanische Landwirte intensivieren ihre Proteste und rücken die prekäre Lage der Agrarwirtschaft ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Am zweiten Tag in Folge behindern Schlepperkolonnen den Verkehr mit langsamen Überlandfahrten und gezielten Blockaden. In der Metropole Barcelona fanden sich rund tausend Traktoren ein, um für einträglichere Preise und verbesserte Arbeitsbedingungen zu demonstrieren – ein eindrückliches Bild, festgehalten von Spaniens staatlichem Sender RTVE. In insgesamt zehn autonomen Gemeinschaften wird mit ähnlichen Aktionen Druck ausgeübt. Diese Entwicklung verdeutlicht die zentrale Bedeutung Spaniens als agrarischer Versorger des Kontinents.
Die Anliegen der Bauern richten sich insbesondere gegen die EU-Agrarpolitik: Hohe bürokratische Barrieren, strenge Umweltauflagen, der Wettbewerb mit Importen unter geringeren Standards und unbefriedigende Preisstrukturen für einheimische Produkte sind Kern der Kritik. Zusätzlich verstärkt der Kampf um steuerliche Erleichterungen bei Agrardiesel das Unbehagen. Die Trockenperioden mit erzwungenen Wassereinsparungen bis zu 80 Prozent in Regionen wie Katalonien und Andalusien verschärfen die Situation zusätzlich.
Die Antwort aus der Politik ist ein Versprechen: Die linke Regierung in Madrid zeigt Bereitschaft, die bürokratischen Hürden zu senken und faire Erzeugerpreise zu fördern. Auch Ursula von der Leyen, die Präsidentin der Europäischen Kommission, reagierte bereits auf die europaweiten Landwirteproteste und zog ihren Vorschlag für ein Umweltschutzgesetz, welches den Pestizideinsatz stark reglementieren sollte, zurück. Die bäuerlichen Interessenvertreter bleiben jedoch standhaft: Ihre Forderungen müssen erfüllt werden, ansonsten werden die Aktionen fortgesetzt – bereits am Dienstag führten solche zu ausgedehnten Staus auf Autobahnen und anderen wichtigen Verkehrsrouten.
Parallelen finden sich in Bulgarien, wo Bauernproteste ebenfalls den Verkehr lahmlegen und eine Entschädigung für den Preisverfall durch ukrainische Importe fordern. Dort wurde der Verkehr an zentralen Knotenpunkten blockiert, etwa auf der Straße E79, die nach Griechenland führt. Der bulgarische Ministerpräsident Nikolaj Denkow lud daraufhin die Bauernvertreter zu Verhandlungen ein.