Die idyllischen Landschaften Polens sind derzeit Schauplatz eines turbulenten Konflikts zwischen einheimischen Bauern und dem Import ukrainischer Agrarprodukte, ein Disput, der jüngst an Dramatik gewann, als etwa 25 Landwirte am Grenzübergang Medyka Güterzüge aus der Ukraine stürmten und Getreidewaggons entleerten. Diese ungewöhnliche Protestaktion am polnischen Grenzbahnhof legte kurzfristig die Eisenbahnstrecke lahm, die für den Gütertransport zwischen Polen und Deutschland von strategischer Bedeutung ist.
Die Beamten der örtlichen Polizei schafften es, den Ungehorsam der Demonstranten, die von einer nahegelegenen Straße auf die Gleise eilten, durch Verhandlungen schnell zu beenden. Obwohl lediglich eine geringe Menge Getreide die Gleise bedeckte, zeigt die Tragweite des Protests, dass polnische Landwirte bereit sind, drastische Maßnahmen gegen die Agrarpolitik der EU zu ergreifen und ihre Missbilligung der ukrainischen Getreideimporte deutlich zu machen.
In den sozialen Netzwerken verbreitete sich ein Video, das zeigt, wie die protestierenden Bauern Mais aus den für Deutschland bestimmten Waggons leeren und dabei patriotisch die polnische Nationalhymne skandieren. Das ukrainische Staatsfernsehen teilte diese Aufnahmen, die bald darauf die Runde in diversen Medien machten.
Die ukrainische Eisenbahn bestätigte diesen Vorgang und bedauerte die Folgen für die rund 40 in Medyka wartenden Waggons voller Agrarwaren. Sowohl die polnische Bahn als auch die ukrainische Botschaft in Polen sind über diesen Vorfall, der die reguläre Bahnoperation störte, in Kenntnis gesetzt worden.
Diese Aktion spiegelt die weiterreichenden nationalen Bauernproteste wider, die in Polen bereits Straßen, Autobahnen und Grenzübergänge fest im Griff haben. Ziel der Proteste sind politische Entscheidungen auf EU-Ebene sowie der preisbedingte Druck durch Agrarimporte aus der Ukraine. Besorgnis erregt die Aussage von Roman Kondrow, Vertreter der Initiative "Das betrogene Dorf", er bezichtige "Mafia-Organisationen" der unfairen Einfuhr von Getreide nach Polen.
Zu der aufgeladenen Stimmung äußerte sich auch das Außenministerium in Kiew, das polnische Gegenmaßnahmen gegen diese Blockaden forderte und die antiukrainische Stimmung verurteilte, die solcherlei Aktionen begleitet. Dieses Statement trägt zur erhitzen Debatte bei, die das vertrackte Verhältnis zwischen lokaler Landwirtschaft, internationalen Handelsbeziehungen und politischen Direktiven weiter beleuchtet.